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Enttäuschte Erwartungen! – 25 Dinge, die Social Media nicht können
Social Media werden von manchen Unternehmen als großer Heilsbringer, Lösung aller Probleme und wundersamer Umsatzturbo gelobt. Klingt übertrieben – ist es allerdings nicht. Viel zu oft treffe ich zu Beginn einer Beratung oder Konzeptionsphase genau diese Haltung und Erwartung an. Spiegle ich den zuständigen Mitarbeitern und Chefs dann die vorhandenen Erwartungen – meist nur wenig überspitzt – wird ihnen meist selbst klar, dass diese völlig unrealistisch sind. In der Regel folgt nach der ersten Ernüchterung dann eine von zwei Reaktionen: Die aggressive Verteidigungshaltung, bei der ich erstmal den Frust der neuen Erkenntnis abbekomme, oder die nachdenkliche Bereitschaft zur Veränderung.
Beide Reaktionen sind verständlich und völlig okay. Es gehört zum meinem Job als Berater, solche Reaktionen aufzunehmen und dann in produktive Bahnen zu lenken. Dennoch ist es mir heute wichtig, auf die oft übertriebenen Erwartungen hinzuweisen. Daher habe ich 25 Dinge gesammelt, die Social Media eben nicht können. Sie decken meiner Erfahrung nach den größten Teil der übertriebenen Erwartungen ab und dürften vielen zu enthusiastischen Geschäftsführern und Social Media Managern den Wind aus den Segeln nehmen.
Und nein, das ist kein Plädoyer gegen die Kommunikation in den Social Media. Doch es ist wichtig, dass alle Beteiligten mit realistischen Erwartungen an das Engagement herangehen. Sonst kann es nicht nachhaltig funktionieren, wird nicht langfristig unterstützt und kann dem Unternehmen mehr schaden als nützen.
25 Dinge, die Social Media nicht können
- Umsatzsteigerungen über Nacht erzielen – Kommunikation braucht Zeit, um Wirkung zu entfalten
- Unternehmen schlagartig attraktiv machen – Kommunikation alleine reicht hier nicht, es kommt auch auf Arbeitskultur und Perspektiven an
- Interne Probleme lösen – die werden durch Social Media nur extern sichtbar
- Fehler des Unternehmens ausgleichen – ohne Entschuldigung und aktive Krisenkommunikation wird das nichts
- Mitarbeiter an das Unternehmen binden – hier kommt es auf die Art der Kommunikation, nicht primär auf die Netzwerke, und viele weiter Faktoren an
- Schlechten Führungsstil ausgleichen – interne Probleme müssen intern gelöst werden
- Unternehmen zu Marktführern machen – dafür sind die Produkte und deren Qualität entscheidend
- Alle traditionellen Verkaufskanäle ersetzen – Social Media können Kunden anziehen, sie sind jedoch nur selten direkte Verkaufskanäle
- Unternehmenswebseiten überflüssig machen – eine gute Webseite ist nach wie vor zentraler Bestandteil jeder Kommunikationsstrategie
- Corporate Blogs ersetzen – soziale Netzwerke sind wichtig, doch Blogs sind ein wichtiger Bestandteil der Social Media, auch für Unternehmen
- Zu hohe Preise ausgleichen – sicher, eine gute Marke kann hohe Preise möglich machen, Apple macht es vor, doch Social Media sind hier nur Teil der Gleichung
- Interne Kommunikationssysteme ersetzen – soziale Netzwerk können auch unternehmensintern genutzt werden, sind jedoch schon aus Datenschutzgründen nicht für jede Kommunikation geeignet
- Traditionelle Kommunikationskanäle ersetzen – soziale Netzwerk ergänzen die bestehenden Kanäle, eine gute Kommunikation integriert verschiedene Netzwerke und Möglichkeiten
- Kundenkontakt ersetzen – mancher Kundenkontakt lässt sich über soziale Netzwerke abwickeln, doch persönliche Kontakte bleiben unentbehrlich
- Personalabbau möglich machen – in der Regel sind für die Kommunikation in den Social Media sogar Neueinstellungen nötig
- Kurzfristige Sparmaßnahmen unterstützen – wenn überhaupt entstehen Sparpotenziale nur im Lauf der Zeit und durch neu wachsende Strukturen
- Alle Kunden erreichen – das ist bei jedem Kommunikationskanal völlig illusorisch, hier kann nur eine Kombination verschiedener Kanäle weiterhelfen
- Massen an Neukunden generieren – neue Kunden können hier zwar gefunden und angesprochen werden, die Neukundenflut wird jedoch nicht über das Unternehmen hereinbrechen
- Ohne Konzept Erfolge bringen – okay, grundsätzlich möglich ist das schon, auch ein blindes Huhn findet bekanntlich mal ein Korn
- Unternehmen automatisch verändern – Haltung und Grundsätze können durch Social Media Kommunikation verändert werden, doch dafür ist gezieltes Engagement nötig
- Schwächen im Vertrieb ausgleichen – Social Media können hier zwar unterstützen, doch inkompetente Vetriebsmitarbeiter kann auch die beste Kommunikation nicht vollständig ausgleichen
- Insolvenzen abwenden – der Einstieg kostet Geld, der Effekt wird erst nach einiger Zeit sichtbar, die bevorstehende Insolvenz kann so nicht verhindert werden
- Kundenzufriedenheit steigern – auch hier ist die konkrete Nutzung der Social Media entscheidend, die Kanäle an sich haben noch keinen Effekt
- Kritiker zum Schweigen bringen – sowohl interne als auch externe Kritik kann durch aktives Social Media Engagement sicht- und hörbar werden
- Arbeitsweisen ändern – Social Media können zur Veränderung beitragen, sie jedoch nicht alleine und nicht ohne gezieltes Engagement möglich machen
Kommentare zu diesem Artikel
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Ja!
Hallo Nadine,
möchtest Du Deinen Kommentar noch ein klein wenig mehr ausführen? 😉
Gruß,
Christian
Ach Gott, ja – aber ich habe doch keine Zeit! 😀
Ausführlicher wäre: 22 Mal ja, einmal jain und zwei Mal „Verstehe ich nicht.“
Noch ausführlicher:
Ganz, ganz, ganz wichtig: Social Media können nicht lösen, was an der Basis schief läuft. Sie können nicht die Kundenzufriedenheit steigern, wenn die Probleme, die zum allgemeinen Unmut führen, einfach bestehen bleiben. Deshalb ein fettes Ja für 3. Social Media können auch nichts ersetzen, nur ergänzen, deshalb noch mal ein dickes Ja zu 10 und allen Verwandten.
24 sehe ich anders: Ich glaube, dass man viele Kritiker durch eine gute Contentstrategie und ein noch besseres Community Management zum Schweigen bringen kann.
20 und 25 verstehe ich nicht.
Hallo Nadine,
danke für die Ausführung. Zu 24: Da gebe ich Dir Recht, die Erwartung, auf die ich anspiele, ist jedoch die: „Wir machen in Social Media und können dann unseren Standpunkt (den der Geschäftsführung) durchsetzen. Kritiker haben dann keine Stimme.“ Es geht mir also nicht um Kritiker, die den Social Media Einsatz kritisieren, sondern um die, die das Unternehmen und den Führungsstil im Blick haben.
20 bezieht sich auf die Erwartung: „Wir machen Social Media, dadurch wird unser Unternehmen automatisch offener und besser.“ Ein Trugschluss
25 spielt darauf an, dass manche Unternehmen erwarten, durch Social Media käme es im Unternehmen automatisch zu einer offenen, vernetzen und teamorientierten Arbeitsweise. Kann funktionieren, doch eben nicht automatisch sondern durch gezieltes Engagement.
Gruß,
Christian
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Hallo Christian,
danke für diesen tollen Artikel. Er bietet einen völlig anderen Blickwinkel, der oft vernachlässigt wird.