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Ich lerne also bin ich – Tipps für autodidaktisches Lernen
Lernen finde ich unglaublich spannend. Jedes mal, wenn Menschen sich eine neue Fähigkeit oder neues Wissen aneignen gibt es diesen Punkt, an dem der Lernende merkt, dass er sich weiterentwickelt und etwas neues gelernt hat. Und es ist für mich jedes mal auf’s neue faszinierend diesen Prozess zu beobachten und die Freude und Motivation in den Gesichtern der Lernenden zu sehen. Das ist einer der Gründe, aus denen ich voller Begeisterung als Coach arbeite und Workshops leite. Wenn ich hier von lernen spreche, meine ich damit nicht nur das formalisierte lernen in in Schulen oder Universitäten. Nein, dieses lernen ist oft – Ausnahmen bestätigen die Regel – viel zu eingeengt und findet unter Zeitdruck statt, um wirklich den vollen Lernprozess zur Entfaltung zu bringen. Begeistertes lernen erlebe ich immer dann, wenn Menschen sich freiwillig und aus eigenem Antrieb mit einem Thema oder einer Sache beschäftigen. Das muss nicht im Rahmen eines Workshops sein, sondern findet sehr oft autodidaktisch statt. Und autodidaktisches Lernen ist – meiner Erfahrung nach – viel nachhaltiger als formalisiertes oder institutionalisiertes lernen.
Leo Babauta hat auf seinem bekannten Blog Zenhabits über sein autodidaktisches lernen und seinen Lernalltag geschrieben. Auch bei ihm klingt die Faszination für die Möglichkeiten und die Wirkung des Lernens deutlich durch. Sein Artikel ist definitiv lesenswert und war für mich der letzte Anstoß, diesen Artikel hier zu schreiben. Bevor ich zu den Tipps komme, möchte ich noch auf eine oft gestellte Frage eingehen. Von Studenten höre ich immer wieder „Ihre Faszination in Ehren, aber ich lerne in jeden Tag für die Uni und im Hörsaal und bin echt froh, wenn ich dann mal Ruhe habe. Warum soll ich mich denn da noch mal in Freizeit hinsetzen und was neues lernen?“ Meine Antwort: Das tun Sie garantiert schon, es ist Ihnen nur nicht bewusst. Denn die meisten Studenten betreiben irgend eine Sportart, spielen ein Instrument, machen Musik, sind künstlerisch oder politisch aktiv. Trifft alles nicht auf Sie zu? Okay, aber Sie lesen doch bestimmt online Nachrichten und verfolgen einige Webseiten und sind in den sozialen Netzwerken aktiv? Wie oft haben Sie einen Artikel gelesen und sind von diesem Artikel ausgehende Stunden vor dem Rechner gesessen und haben sich in ein Thema eingelesen weil es Sie interessiert hat? Das kennen Sie wahrscheinlich und es ist nichts anderes als autodidaktisches lernen. Und warum? Weil es Sie interessiert und gefesselt hat. Das ist dann auch schon der erste Tipp.
Tipps für autodidaktisches Lernen
- Interesse und Leidenschaft – Sicher gibt es bei jedem Thema Bereiche die Sie nicht so interessant finden. Doch das Thema an sich sollte Ihr Interesse wecken, denn sonst bleiben Sie garantiert nicht auf Dauer dran. Wenn Sie sich dann tiefer in ein Thema einarbeiten kann aus Ihren anfänglichen Interesse auch Leidenschaft werden. Etwas besseres kann Ihnen nicht passieren, denn jetzt wird das Lernen zum Selbstläufer.
- Motivation – Was motiviert Sie? Warum lernen Sie eine neue Fähigkeit? Neben Interesse kann es noch andere Gründe geben. Vielleicht wollen Sie sich selbst weiterentwickeln oder arbeiten auf ein konkretes Ziel hin. Machen Sie sich Ihre Motivation für das Lernen klar und erinnern Sie sich immer wieder daran.
- Ernst nehmen – Klar, Sie lernen für sich selbst und haben – in der Regel – keinen Zeit- oder Leistungsdruck. Dennoch sollten Sie auch Ihr autodidaktisches lernen ernsthaft angehen, sonst bleiben alle Bemühungen nur Eintagsfliegen und Sie kommen in einem Thema nie wirklich weit.
- Feste Zeiten – Leo Babauta beschreibt es in seinem Artikel: Er hat sich bestimmte Tageszeiten für die verschiedenen Lernthemen vorgenommen. Es geht dabei gar nicht darum, dass Sie sich selbst einen festen Stundenplan setzen. Doch ein gewisse Regelmäßigkeit sorgt dafür, dass Ihr neues Lernprojekt nicht im Alltag mit den vielen anderen Aufgaben untergeht.
- Unterstützung – Zusammen lernt es sich oft leichter. Holen Sie sich Unterstützung und lernen Sie zusammen mit Freunden oder Gleichgesinnten. Bilden Sie Lerngruppen, halten Sie Vorträge zum Lernthema, fragen Sie sich gegenseitig ab…. die Liste der Möglichkeiten ist lang. Ach ja, und wenn einer mal partout keine Lust zum lernen hat, können ihn die anderen wieder aufbauen.
- Verschiedene Lerntechniken – Die Grundlagen des Lernen gelten auch für autodidaktisch erarbeitete Themen. Soll heißen: Setzen Sie verschiedenen Lerntechniken ein und erarbeiten Sie sich ein Thema auf verschiedenen Wegen. So prägt sich der Inhalt besser ein.
- Praxis – Das ist der Teil des Lernen, der mir an Universitäten und Fachhochschulen immer zu kurz kommt. Machen Sie im autodidaktischen Lernen bitte nicht den gleichen Fehler. Wenden Sie Ihr neu erworbenes Wissen und Ihre neuen Fähigkeiten an, setzen Sie diese in die Praxis um. Erstens lernen Sie dabei wirklich viel, zweitens sehen Sie gleich, ob Sie es verstanden haben und drittens macht es so einfach am meisten Spaß.
- Spaß – A propos Spaß, den sollten Sie – bei aller Ernsthaftigkeit und Konsequenz – beim lernen natürlich haben. Immerhin lernen Sie das ja für sich selbst, nicht wahr?
Kommentare zu diesem Artikel
[…] Die Frage hat einen anderen Hintergrund: Die meisten wissen, dass ich viele meiner Kenntnisse autodidaktisch erworben habe. Sicher, mein Studium der Sozialpädagogik ist eine gute Basis, doch viel Wissen rund um […]
[…] lernt, wieder wirklich abzuschalten und äußere Einflüsse […]
[…] verschiedene Modelle zur Lernmethodik vor. Sie können selbst wählen, ob das Unterrichtsprogramm vor allem autodidaktisch oder in einer Gruppe erfolgen soll. Auch ein persönlicher Sprachtrainer, der die Fremdsprache als […]
Sehr geehrter Herr Müller,
im Rahmen unseres Studiums an der Erasmus University Rotterdam sind wir zur Zeit auf der Suche nach Experten im Bereich selbstorganisiertes Lernen, Online Learning und Motivationstraining.
Unser Ziel ist es, einen kostenlosen Ratgeber/Anleitung für Studenten und Berufstätige zum Thema “Erfolgreiches Online lernen” unter dem vorläufigen Titel “Bootstrap your Education- A Guide to Lifelong Learning” zu verfassen. Insbesondere interessieren wir uns für die Herausforderungen und möglichen Lösungen für eine effektive Nutzung von Online Learning Resources.
Wir sind überzeugt, dass Ihre Erfahrungen im Bereich autodidaktisches Lernen nicht nur eine Bereicherung für unseren Ratgeber sein wird, sondern auch für unseren persönliche Entwicklung.
Deshalb würden wir uns sehr über ein Interview von ungefähr 30 Minuten freuen.
Im Gegenzug würden wir uns natürlich freuen, Ihnen in der Zukunft behilflich zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Marten Pieper
Guten Tag Herr Pieper,
klingt interessant. Melden Sie sich bitte per E-Mail bei mir?
Gruß,
Christian Müller