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Social Media und Soziale Arbeit: Rollenkompetenz als Alleinstellungsmerkmal (Teil 11)
Dieser Artikel ist der elfte Teil einer Serie, in der ich die Besonderheiten des Social Media Einsatzes in der Sozialen Arbeit, dem Sozialbereich und für Sozialarbeiter beleuchte.
Geht es um den Einstieg in aktive Öffentlichkeitsarbeit und in die Social Media – ja, diese Themen gehören zusammen, denn im Grunde geht es um den Einstieg in aktive Kommunikation – treffe ich im Sozial- und Bildungsbereich immer wieder auf eine hohe und nachhaltige Hürde. Abseits der institutionellen Grenzen, Vorbehalte und Bedenken stellt auch die Haltung der Sozial- und Bildungsarbeiter selbst ein spürbares Problem dar. Denn diese sind – von wenigen Ausnahmen abgesehen – in der Regel zurückhaltend und bescheiden wenn es um öffentliche Kommunikation geht. Das mag überraschen, engagiert sich der eine oder andere doch auch in öffentlichen Gerichtsprozessen für Klienten und spricht in diesem Kontext auch sehr aktiv und überzeugend mit den Medienvertretern. Doch die Betonung liegt hier auf “für Klienten”.
Sowohl Sozial- als auch Bildungsarbeiter entwickeln im Lauf der Zeit – teils durch ihre Ausbildung, teils durch die persönliche Veranlagung – eine Haltung, die den Klienten und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt und die eigene Person in den Hintergrund rückt. Diese Problematik habe ich bereits in den Teilen zwei, fünf und sechs dieser Serie ausführlich und unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Doch so sehr Sozial- und Bildungsarbeiter – und oft auch Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen – das Rampenlicht scheuen, so verfügen sie doch über ein Alleinstellungsmerkmal, das ihnen eine hervorragende Kommunikation erlaubt: ausgeprägte Rollenkompetenz.
Rollenkompetenz: Klares Verständnis von Professionalität
Diese Rollenkompetenz ist bei Sozial- und Bildungsarbeitern essentieller Bestandteil ihrer Ausbildung und ihres professionellen Selbstverständnisses. Mit Rollenkompetenz beschreibe ich die Fähigkeit, die professionelle Rolle und Aufgabe klar von der eigenen Person zu trennen und sich ganz auf die notwendigen Kompetenzen und Verhaltensweisen, die im professionellen Kontext notwendig sind, einzulassen.
Da sowohl Sozial- als auch Bildungsarbeiter mit Klienten arbeiten und teilweise in deren Privatleben vordringen müssen, ist die klare Abgrenzung von professioneller Rolle und Privatperson für sie unverzichtbar und die viel gerühmte professionelle Distanz spielt daher in der Ausbildung eine wichtige Rolle.
Diese Kompetenz kann jedoch auch für die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation von unschätzbarem Vorteil sein. Sozial- und Bildungsarbeiter stehen nicht gerne im Rampenlicht – und müssen das auch gar nicht. Denn sie können…
- … die Kommunikation als Teil ihrer professionellen Rolle begreifen.
- … sich selbst und die eigene Person komplett heraus nehmen.
- … ihr Kommunikationsverhalten vollständig an den Anforderungen des Arbeitsfeldes ausrichten.
- … sich voll und ganz als Anwalt und Vertreter der Klienten sehen.
- … sich auf die sozialpolitische Dimension ihrer Kommunikation konzentrieren.
- … müssen sich nicht persönlich in den Mittelpunkt stellen.
- … die professionelle Distanz auch zur Kommunikation wahren.
Sozial- und Bildungsarbeiter können ihre Fähigkeit zur professionellen Distanz, ihre enorme Rollenkompetenz, auch für die Kommunikation nutzen.
Reift diese Erkenntnis in Sozial- und Bildungsarbeitern, ist die große Hürde, selbst nicht im Rampenlicht stehen zu wollen, in vielen Fällen Geschichte. Auf dieser Basis können viele Mitarbeiter sozialer, öffentlicher oder Bildungseinrichtungen ihre umfangreichen kommunikativen Fähigkeiten einsetzen und erstaunliches leisten. Es ist aus meiner Sicht die Aufgabe externer Berater und vor allem von Führungskräften in den genannten Bereichen, ihren Mitarbeitern dieses Bewusstsein zu vermitteln und die dadurch frei werdenden Ressourcen bestmöglich zu nutzen.