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Am Scheideweg – So finden Sie Ihren Weg durch die ganz tiefen Täler
Darf ich vorstellen? Anja, eine junge, aufstrebende Studentin. Bei Anja läuft alles wirklich gut, die Noten passen, das Studium macht ihr Spaß, sie hat Freunde und ist rund um glücklich. Traumhaft! Doch drei Monate später sieht die Welt ganz anders aus, Anja fühlt sich, als würde sie ertrinken, alles ist ihr zu viel, nichts will ihr gelingen. Sie kann machen was sie will, immer fühlt sie sich hilflos und ausgeliefert. Sie weiß nur: So kann es nicht weitergehen!
Zugegeben, Anja habe ich erfunden, doch ich bin mir sicher, dass sich nicht wenige Leserinnen und Leser in ihr wiedererkennen. Jeder fühlt sich irgendwann in seinem Leben hilflos. Doch das ist nur ein Gefühl, denn Sie können immer etwas tun.
Der Fairness halber sei gesagt: Eine Patentlösung können Sie nicht von diesem Artikel erwarten. Doch auch in der dunkelsten Stunde haben Sie immer noch die Möglichkeit, zu handeln. Das ist sicher nicht immer leicht oder einfach, jedoch definitiv möglich.
Das Wichtigste: Schämen Sie sich nicht
Die meisten Menschen verschweigen selbst schwere Krisen so lange es irgend möglich ist. Der Grund ist oft Scham. Scham darüber, ein Problem nicht lösen zu können. Scham darüber, trotz äußerlichem Wohlstand unglücklich und unzufrieden zu sein. Scham, nicht der starke und unabhängige Mensch zu sein, als den man sich bisher selbst gesehen hat. Scham darüber, so schwach und unfähig zu sein.
Diese Scham ist zwar nachvollziehbar, jedoch völlig unnötig und kontraproduktiv. Denn auch in äußerlich optimalen Umständen kann es Menschen schlecht gehen, Probleme nicht selbst bewältigen zu können ist keine Schande, sondern etwas völlig menschliches. Und Hilfe bei anderen zu suchen ist definitiv keine Schwäche, sondern viel mehr eine Stärke, zu der nur wenige Menschen fähig sind.
Doch diese Sichtweise ist leider nicht verbreitet. Daher schweigen Menschen so lange, bis es absolut nicht mehr geht. Erst dann holen sie Hilfe, im schlimmsten Fall wird für sie Hilfe geholt. Hilfe ist dann meistens noch möglich, doch der Weg aus der Krise wird unnötig schwer und lang.
Das bedeutet im Klartext: Dieser Artikel soll Ihnen Hilfestellung und Wegweisung bieten, doch professionelle Hilfe kann und soll er nicht ersetzen. Alle Ratschläge gelten für Krisen, nicht für Krankheitsbilder wie Depression oder ähnliches. In solchen Fällen sollten Sie unbedingt professionelle Hilfe suchen. Und das Sie sich auf Ihrem Weg am besten von Freunden und Ihrer Familie helfen lassen, ist ohnehin klar.
Die Frage nach dem Warum – Nur bedingt hilfreich
Antworten Sie bitte ganz spontan: Was ist die am häufigsten gestellte Frage bei allen Schicksalsschlägen und Krisen? Richtig, die Frage nach dem Warum. So verständlich die Frage ist, dadurch kommen Sie nicht weiter.
Natürlich ist es wichtig, dass Sie die Gründe für Ihre aktuelle Krise kennen. Dadurch können Sie vieles vielleicht besser verstehen. Doch Lösungen werden Sie so nicht finden, diese müssen Sie sich erarbeiten. Wissen mag Macht sein, doch es löst keine Probleme.
Kommen Sie heraus – Schritt für Schritt
Vielleicht denken Sie jetzt: „Der hat gut reden, er steckt nicht in meiner Haut. Ich kann wirklich gar nichts tun und bin völlig hilflos.“ Sind Sie dann ganz sicher? Können Sie wirklich gar nichts tun?
Ist es Ihnen beispielsweise möglich, Ihr Zimmer oder Ihre Wohnung aufzuräumen? Sich fünf bis zehn Minuten Zeit zu nehmen und einfach die Gedanken in Ihrem Kopf nieder zu schreiben – völlig ohne Struktur oder literarischem Anspruch? Für wenige Atemzüge die Augen zu schließen und Ihren Körper zu spüren?
All das sind Kleinigkeiten, doch ich wette, Sie können irgendetwas davon tun. Wenn Sie jetzt nicken, können Sie auch aus Ihrer Krise heraus kommen – Schritt für Schritt. Meine Studenten im Coaching haben alle irgendwann eine Sinnkrise, zweifeln am Sinn des Studiums und wissen absolut nicht mehr, was sie tun sollen. Ich empfehle Ihnen dann immer, sich jeden Tag fünf bis zehn Minuten Zeit zu nehmen und zu schreiben, zu zeichnen, zu malen, zu singen oder ein Instrument zu spielen. Je nach dem, was ihnen am besten liegt.
Oft werde ich für diesen Ratschlag komisch angeschaut, doch ich diese ersten kleinen Schritte sind – auch für Sie – entscheiden. Denn:
- Auch wenn es nur wenige Minuten sind, Sie werden aktiv und nehmen sich Zeit für sich.
- Durch die Konstanz – Sie tun es täglich – entsteht ein Ritual und schlussendlich ein Ankerpunkt.
- Sie beschäftigen sich mit sich selbst, jedoch ohne Druck oder Erwartungshaltung.
- Sie können – nach einiger Übung – alles andere für einige Minuten ausblenden.
- Sie setzen Gefühle und Gedanken frei, die bisher nur unterbewusst vorhanden waren.
- Sie gewinnen langsame aber stetig an Selbstvertrauen, da Sie jeden Tag sehen, dass Sie eben doch etwas tun können.
- Sie kommen zur Ruhe.
Das geht nicht von heute auf morgen sondern braucht Zeit. Und natürlich können dabei auch unangenehmen Themen in Ihnen zu Tage treten. Doch das ist gut, denn sonst schleppen Sie diese Dinge weiter mit sich herum.
Geben Sie sich Zeit
So bald die ersten positiven Auswirkungen sichtbar werden, neigen viele Menschen dazu, den Prozess zu beschleunigen. Statt zehn Minuten nehmen sie sich auf einmal 30 Minuten Zeit, statt einem kleinen Bild bemalen sie plötzlich große Leinwände. Stopp! Tun Sie das nicht! „Viel hilft viel“ ist in diesem Fall definitiv keine Option, damit sabotieren Sie sich nur selbst.
Denn so bald Sie deutlich mehr tun, entwickeln Sie auch eine Erwartungshaltung und setzen sich selbst unter Druck. Damit können Sie alle positiven Veränderungen sofort wieder vergessen.
Gehen Sie den nächsten Schritt
Zusätzlich zu einem festen Ritual sollten Sie sich aktiv auf Ihr Fundament besinnen. Jeder Mensch hat sich im Lauf seines Lebens ein Fundament aus Werten und Normen geschaffen. Für den einen ist das der Glaube – welcher Religion auch immer – für den anderen sind es Ethik, Moral, eine Ehrenkodex oder andere Dinge. Rufen Sie sich dieses Fundament aktiv ins Bewusstsein und beschäftigen Sie sich damit. Lesen sie darüber, schauen Sie Filme, in denen diese Werte umgesetzt werden, schreiben und reden Sie darüber. Warum? Weil diese Werte so wieder mehr Raum in Ihrer Wahrnehmung einnehmen und Sie dadurch Ihr Fundament stärken. Und genau das brauchen Sie, um aus der Krise zu kommen.
Änderungen sind unumgänglich
Ihr Fundament stabilisiert sich und Sie gewinnen an Kraft und Selbstvertrauen. Gut so, doch jetzt kommt – so leid es mir tut – es der wirklich schwere Teil: Sie müssen etwas ändern. An dieser Stelle ist die Frage nach den Gründen der Krise berechtigt und wichtig, denn diese müssen Sie jetzt ändern. Das kann schwer und schmerzhaft sein, doch es gibt keine Alternative. Denn ohne eine Änderung fallen Sie nach einiger Zeit ganz automatisch in die Krise zurück. Und alles war umsonst.
Sie sehen, der Weg aus Krisen ist möglich, leicht ist er jedoch nicht. Sollten Sie Fragen haben oder nicht weiter kommen, melden Sie sich einfach. Egal ob in den Kommentaren, per E-Mail, auf Twitter, Facebook oder Google+, ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.
Kommentare zu diesem Artikel
[…] Kommilitonen auf, die nach und nach auf Abstand gehen, weil Sie merken, dass Peter sie mit seiner negativen Haltung […]
[…] diese Menschen haben meist an allem etwas auszusetzen und sind grundsätzlich pessimistisch. Diese negative Stimmung überträgt sich dann ganz schnell auf ihr Umfeld – und damit auch auf Euch, falls […]