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Anders ist nicht besser – Wie Offenheit Konflikte vermeiden hilft
„Also ich hätte da einen anderen Vorschlag…“ noch bevor die Worte verklungen sind, ist klar: Den Vorschlag kann ich mir auch sparen. Im Augenblick als ich andeute, dass es einen anderen als den bewährten Weg geben könnte, sehe ich es: Meine Gesprächspartner machen dicht, gehen in die Abwehrhaltung und fahren gedanklich schon mal die Gegenargumente auf.
Dieses Verhalten ist leider nur allzu menschlich und entsprechend oft zu beobachten. Das Thema spielt dabei eine untergeordnete Rolle, viel wichtiger ist das Prinzip: So bald sich abzeichnet, dass Alternativen zu gewohnten Abläufen und Verhaltensweisen aufgezeigt werden, beginnt die – oft vorwärts gewandte – Verteidigung. Der Vorschlagende weiß dabei gar nicht, wie ihm geschieht und die Adressaten des Vorschlags fühlen sich angegriffen. Beide Wahrnehmungen und Reaktionen beruhen auf einem Missverständnis, das mit etwas Offenheit definitiv vermeidbar wäre.
Das zugrundeliegende Prinzip ist dabei so einfach wie falsch: Alternativen zu bewährten und etablierten Verhaltensweisen und Prozessen werden als Angriff auf Traditionen und Gewohnheiten wahrgenommen. Diese sind in der Regel jedoch gar nicht so gemeint.
Offenheit führt zu einer neutralen Grundeinstellung
Offenheit gegenüber neuen Ansätzen, Ideen und Vorschlägen würde hier dazu führen, dass Alternativen nicht zwangsläufig als Gefahr, sondern viel mehr als eine Option wahrgenommen werden. Wichtig: Diese Option sollte zunächst völlig wertungsfrei betrachtet und wahrgenommen werden!
Ob und wie diese bestehende Prozesse oder Gewohnheiten ergänzen oder möglicherweise ablösen kann, spielt in diesem ersten Schritt gar keine Rolle. Die Einordnung und Bewertung ist ohnehin erst möglich, nachdem der neue Ansatz umfassend vorgestellt und verstanden wurde. Eine offene Grundhaltung kann die Kreativität der Mitarbeiter jedoch beflügeln und neue Ideen freisetzen.
Diese offene Grundhaltung zu erreichen ist in der Praxis alles andere als einfach und oft das Ergebnis eines langen – und kontinuierlichen – Prozesses. Ein Patentrezept dafür gibt es nicht, dennoch haben sich einige Ansätze in der Praxis bewährt:
- Führungskräfte und Vorgesetzte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und sich neue Ideen und Vorschläge ruhig anhören.
- Kommunikationsschulungen und Teambesprechungen, bei denen der Umgang mit Vorschlägen und deren Potenzial deutlich gemacht wird, sollten regelmäßig stattfinden.
- Das Einbringen neuer Ideen kann durch ein Prämien- und Bonus-System für Innovationen und positive Veränderungen gefördert werden.
- Teams und Gruppen sollten dazu angehalten werden, bestehende Prozesse und Abläufe zu hinterfragen und Verbesserungen vorzunehmen.
- Für diese Reflexion muss dann natürlich auch die notwendige Zeit bereitgestellt werden.
Diese Tipps gelten nicht nur für Unternehmen, sondern können – leicht adaptiert – auch in anderen Bereichen zur Anwendung kommen. Entscheidend ist der Grundsatz: Alternativen und neue Ansätze sind weder besser noch schlechter sondern einfach anders. Sie stellen keinen Angriff auf vorhandenen Strukturen dar sondern können diese sogar ergänzen – wenn ihr ihnen die Chance dazu gebt.