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E-Book-Flatrate – Der Beginn eines neuen Lesezeitalters?
Mit Geräten wie dem Amazon Kindle und dem Apple iPad wurde die Grundlage für wachsende Zahl an E-Books gelegt. Amazon bleibt genaue Zahlen zwar gerne schuldig, rühmt sich jedoch immer wieder mit neuen Verkaufsrekorden der elektronischen Bücher. Als gern reisender Vielleser weiß ich die Mobilität von E-Books zu schätzen. Doch nicht das Sie mich falsch verstehen, ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass gedruckte Bücher aussterben werden. Im Gegenteil können sich E-Books und traditionelle Bücher aus meiner Sicher wunderbar ergänzen. Verlage wie Haffmans & Tolkemitt oder h.f.ullmann machen es vor. Dort gibt es – bei vielen Titeln – beim Kauf eines traditionellen gedruckten Buches das E-Book ohne Aufpreis dazu. Das ist optimal, denn bei manchen Büchern ist die Haptik einfach wichtig, doch unterwegs sind E-Books einfach praktischer. Eine – noch relativ neue – Entwicklung im E-Book-Bereich könnte das Leseverhalten nachhaltig verändern und bringt den einen oder anderen Verlag ins Schwitzen: E-Book-Flatrates. Doch haben diese wirklich das Zeug dazu, das Verlagswesen und den Buchmarkt aufzumischen?
Ganz neu ist das Konzept der E-Book-Flatrate nicht, der Fachverlag Springer-Gabler bietet eine solche bereits seit 2009 für Fachbücher an. Doch mit Skoobe – einem Jointventure von Holtzbrinck und Bertelsmann – ist seit dem Februar 2012 eine E-Book-Flatrate für Unterhaltungsliteratur verfügbar. Das Modell ist simpel: Für 9,99 Euro im Monat können die Kunden unbegrenzt viele Bücher mit den verfügbaren iOS-Applikationen – Android-Apps sind angekündigt – lesen, es lassen sich dabei maximal fünf Bücher gleichzeitig ausleihen. Ab März 2013 sollen es dann nur noch zwei neue Bücher pro Monat sein, Details zu dem neuen Dienst finden Sie drüben bei den Kollegen von Netzwertig.com, über die ich auch das erste Mal auf Skoobe aufmerksam geworden bin.
SKOOBE Werbespot from spotentwicklung on Vimeo.
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Echte oder gefühlte Flatrate?
Wie die geplanten Einschränkungen von Skoobe zeigen, wird auch hier mit dem Begriff der Flatrate sehr großzügig umgegangen. Das kennen Kunden leider auch aus der Mobilfunk-Branche, dort werden von den Betreibern „Flatrates“ verkauft, die bei genauerem Hinschauen gar nicht mehr so unlimitiert sind, wie der Name suggeriert.
Für die große Mehrheit der Kunden werden zwei oder drei Bücher im Monat allerdings völlig ausreichend sein, denn die wenigsten lesen mehr. Es wird sich daher zwar nicht um ein reale, jedoch zumindest um eine gefühlte Flatrate handeln, an deren Grenzen nur ein Bruchteil der Nutzer stoßen dürfte. Doch der Nutzen der Flatrate steht und fällt mit dem Angebot an Büchern, aus dem der Kunde wählen kann. Wie sieht es damit aus, kann Skoobe hier überzeugen? Konrad Lischka kommt in seinem Erfahrungsbericht auf Spiegel Online zu dem Fazit, dass die Auswahl noch zu beschränkt ist und sich nur für wenige Leser und Leserinnen lohnt. Dem muss ich leider zustimmen, während meines Probemonats habe ich leider viel zu oft ein gesuchtes Buch nicht finden können. Wer hauptsächlich aktuelle Unterhaltungsliteratur liest, mag mit der Skoobe Flatrate gut bedient sein, wer sich jedoch mit seinem literarischen Geschmack etwas abseits des Mainstreams bewegt, wird leider nicht glücklich werden.
Die Alternative: Bibliotheken
Doch es gibt Alternativen, denn immer mehr Bibliotheken bieten auch E-Books zum leihen an. Das Angebot ist hier zwar noch überschaubar, doch es wächst stetig. Paradox ist, dass viele Bibliotheken online nicht oder nur sehr versteckt auf diese Möglichkeit hinweisen, daher sollten Sie einfach mal bei Ihrer präferierten Bibliothek nachfragen, ob E-Books bereits ausleihbar sind. Etwas komfortabler geht es über das Portal Onleihe.net. Hier haben sich verschiedene Bibliotheken zusammengeschlossen und bieten Ihre E-Books und E-Paper zur Leihe zentral an. Um das Portal nutzen zu können, brauchen Sie einfach nur die Zugangsdaten Ihrer Stadtbibliothek – sofern diese an der Onleihe beteiligt ist. Leider sind längst nicht alle Bibliotheken hier vertreten, im Screenshot unten sehen Sie die Karte, über die Sie auf Onleihe.net ermitteln können, welche Bibliothek in Ihrer Nähe Teil des Portals ist.
E-Book-Flatrates – Ein Zukunftsmodell?
Aus meiner Sicht haben E-Book-Flatrates das Potenzial, Lesegewohnheiten zu verändern und mehr Menschen Zugang zu Literatur zu ermöglichen. Die bestehenden Angebote kranken allesamt an der stark eingeschränkten Auswahl. Doch bereits 2011 gab es Gerüchte, das Amazon an einer E-Book-Flatrate arbeitet. Mit deren Katalog wäre eine E-Book-Flatrate zu einem Preis zwischen 10 und 20 Euro im Monat sicherlich attraktiv. An Lesegeräten fehlt es nicht, denn der aktuelle Kindle ist mit knapp 100 Euro verhältnismässig günstig und Android-Tablets gibt oder wird es zumindest für relativ kleines Geld geben.
Gerade für Studenten wären E-Book-Flatrates – oder, noch besser, Unibibliotheken, die E-Books im großen Stil anbieten – ein Segen. Würden dadurch weniger gedruckte Bücher verkauft? Wahrscheinlich schon. Sterben diese dadurch aus? Ganz sicher nicht. Denn Flatrates werden nur von Viellesern wirklich intensiv genutzt werden, doch diesen ist – bei bestimmten Büchern – auch die Haptik und Wertigkeit eines Buches wichtig und sie werden sich trotz einer E-Book-Flatrate nach wie vor gedruckte Ausgaben kaufen. Es könnte sogar sein, dass manche Verlage durch solche Flatrates mehr Umsatz machen, da die Leser Bücher im Rahmen der Flatrate lesen und sich diese danach kaufen, weil sie das Buch unbedingt besitzen wollen.
Die Buchbranche erlebt gerade eine Entwicklung, die in der Musikindustrie bereits deutlich weiter fortgeschritten ist. Als Leser, Coach und Bildungsbegleiter beobachte ich diese Entwicklung aufmerksam und bin gespannt, wohin die Reise geht. Wie steht es mit Ihnen, lesen Sie viele E-Books? Besitzen Sie einen Kindle?
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