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E-Learning: So finden Fernstudenten Lernpartner
Wer heute ein Studium anstrebt, wird fast zwangsläufig mit E-Learning konfrontiert. Selbst Präsenzstudiengänge ergänzen ihr Angebot um virtuelle Lerneinheiten und bieten ihren Studenten so auch außerhalb der Vorlesungszeiten Zugang zu Lernmaterialien und Feedback. Bei den inzwischen populär gewordenen Fernstudiengängen spielen E-Learning-Systeme naturgemäß eine noch größere Rolle.
Bei allen Vorteilen bringen solche Fernstudiengänge jedoch ein Problem mit, das viele Studenten zu Beginn unterschätzen: Einsamkeit. Das klingt vielleicht schlimmer als es tatsächlich ist, doch ständig alleine, ohne den persönlichen Kontakt und Austausch mit Kommilitonen zu lernen, ist auf Dauer nicht jedermanns Sache. Oft erlebe ich, dass Fernstudenten nach einigen Monaten oder Semestern die Decke auf den Kopf fällt und die Motivation massiv unter dem einsamen Lernen leidet.
Die Abstände zwischen den Präsenzphasen – wenn es denn welche gibt – scheinen sich für die Betroffenen dann auf einmal endlos in die Länge zu ziehen, die zu Beginn so euphorisch begrüßte Flexibilität wird zum Fluch und freie Zeiteinteilung zu einer Last. Viele Fernstudenten sehnen sich irgendwann nach Struktur und vor allem Lernpartnern und persönlichem Austausch. Das ist verständlich – und machbar. Wenn ihr aktiv werdet.
Mit „ihr“ spreche ich natürlich Fernstudenten aller Fachrichtungen und Studiengänge an. Da sich die folgenden Tipps auf Grundlagen der Netzwerkarbeit, Lernmethodik und Psychologie stützen, sind sie über Studiengangsgrenzen hinweg anwendbar. Alles andere wäre auch wenig sinnvoll, da auch das Problem keine solchen Grenzen kennt.
Lernen braucht (auch) persönlichen Austausch
Wow, was für eine Erkenntnis. Menschen lernen durch persönlichen Austausch, durch Interaktion mit Menschen. Das war Euch jetzt garantiert neu, oder? Okay, Spaß bei Seite, die Erkenntnis ist natürlich fast so alt wie das Lernen als bewusster Prozess. Dennoch wird sie gerade in Fernstudiengängen sträflich ignoriert. Das ist kein Vorwurf an Bildungsträger und Konzepter, ganz und gar nicht. Natürlich spielt E-Learning – und damit das selbstorganisierte Lernen – bei ortsungebundenen Studiengängen eine zentrale Rolle.
Doch Studenten können und sollten – ich bin fast versucht, „müssen“ zu schreiben – sich diese Erkenntnis bewusst machen und Konsequenzen daraus ziehen. Bedeutet konkret: sich Lernpartner suchen. Online ist das relativ einfach, denn…
- … die meisten E-Learning-Plattformen verfügen über integrierte Foren und Chat-Räume.
- … virtuelle Vorlesungen per Video-Konferenz sind (fast) die Regel.
- … Lerngruppen lassen sich über Facebook oder Google+ in Eigenregie organisieren.
- … Skype oder Google+-Hangouts bieten hervorragende Kollaborationsmöglichkeiten.
- … Google Drive macht die gemeinsame Arbeit an Dokumente einfach.
- … mit Hangouts lassen sich auch Präsentation teilen oder virtuell einer Lerngruppe vortragen.
- … für den schnellen Austausch sind auch WhatsApp-Gruppen gut geeignet.
- … mit etwas Kreativität ist der Austauch über verschiedenste Kommunikationskanäle wirklich kein Problem.
Keine Studentengeneration hatte jemals so viele Möglichkeiten, sich zu vernetzen und auszutauschen. Dennoch reichen all diese Möglichkeiten nicht aus. Sicher, sie können einen Teil des persönlichen Austauschs abbilden – wirklich ersetzen können sie ihn allerdings nicht. Und es sind genau diese fehlenden Teile, der Umgang mit anderen Menschen, der spontane Austausch, das ungezwungene Gespräch, die von Fernstudenten irgendwann schmerzlich vermisst werden.
Die Lösung: Sucht Euch reale Lernpartner. Dass es sich dabei in der Regel nicht um Eure Kommilitonen aus dem Studium handeln kann, ist klar. Wenn nicht gerade einige davon in unmittelbarer Nähe wohnen, sind persönliche Treffen vermutlich ausgeschlossen. Doch das muss auch gar nicht sein, Lernpartner außerhalb Eures konkreten Studiums zu finden kann nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein Vorteil sein. Denn sie bringen Euch neue Perspektiven nahe, mir denen ihr sonst nie in Berührung gekommen wärt.
Lernpartner finden: Fragt doch mal nach
Der Vorschlag klingt vielleicht etwas verrückt und viel zu einfach, doch was spricht denn dagegen, sich mit Studenten umliegender Hochschulen – natürlich aus dem gleichen Fachbereich – in Verbindung zu setzen und anzufragen, ob ihr Euch an Lerngruppen beteiligen könnt? Wenn ihr ehrlich seid und die erste Abneigung gegen die Idee überwindet, dürfte die Antwort „gar nichts“ lauten. Damit ihr nicht denkt, ich sauge mir die Idee aus den Fingern: In den letzten Wochen habe einige meiner studentischen Coachees genau diese Methode ausprobiert. Sie alle – es waren fünf – haben Lerngruppen gefunden, in denen sie jetzt akiv mitlernen und -arbeiten können.
Nein, es hat nicht bei allen aufs erste Mal geklappt. Manche mussten mehrfach nachfragen und sind erst bei der zweiten oder dritten Anfrage fündig geworden. Doch ich sage ja auch nicht, dass es leicht wäre und die Lerngruppen nur auf Euch warten. Um überhaupt eine Chance mit Eurem – doch etwas ungewöhnlichen – Anliegen zu haben, braucht ihr natürlich gute Argumente. Schließlich müssen auch die Studierenden der Lerngruppe einen Vorteil darin sehen, Euch aufzunehmen. Hier sind – komprimiert – die Argumente, die für meine Coachees funktioniert haben:
- Ihr bringt neue Aspekte und eine andere Herangehensweise an Themen mit, von denen auch die anderen Studenten profitieren können.
- Da die Modul- und Lehrpläne unterschiedlich sind, seid ihr bei manchen Themen zwar hinterher, könnt bei anderen jedoch mit Eurem fortgeschrittenen Wissen helfen.
- Die Vorbereitungsarbeit für Zusammenfassungen und Projekte verteilt sich auf mehr Schultern (wenn ihr willens seid, hier mitzuhelfen).
- Ihr könnt auch lernmethodisch Tipps geben und Eure – doch anders gelagerte – Erfahrung teilen.
- Bei Konflikten könnt ihr ausgleichend wirken. Das muss Euch allerdings erstens liegen und zweitens solltet ihr diesen Punkt sehr vorsichtig einbringen.
Klar, diese Liste lässt sich noch deutlich erweitern, keine Frage. Dazu lade ich Euch natürlich herzlich in den Kommentaren ein. Lernpartner über Facebook, Alumni-Portale oder andere Netzwerke zu suchen halte ich im Übrigen ebenfalls für sinnvoll, doch damit habe ich (noch) keine Erfahrungen. Wie sieht das bei Euch aus?
Als Fazit bleibt: Fernstudenten sollten sich eher früher als später reale Lernpartner suchen. Und auch wenn es ungewöhnlich sein mag: Nachfragen bei Lerngruppen umliegender Hochschulen bringen oft erstaunlich positive Ergebnisse. Probiert es einfach mal aus.
Kommentare zu diesem Artikel
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Toller Artikel, ich kann diesem Artikel nur zustimmen. Ich selbst hatte auch so einige Probleme mit Themen, was vielleicht auch daran liegt das ich nicht grade die einfachsten Fachgebiete gewählt habe. Mir selbst ist aufgefallen, dass es sehr hilft sich an seine Kollegen zu wenden. Denn meist können es diese Kollegen verständlicher erklären als die Profs. Ich kann Jedem nur empfehlen seinen Prof nur so mit Fragen zu durchlöchern 😀 und wenn man es immer noch nicht Versteht dann zu den Kollegen. MfG. Kim