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Inklusion: Essentieller Grundsatz der Kommunikationsstrategie
Ursprünglich sollte dieser Artikel Teil der Blogparade zum Thema Inklusion des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin e.V. werden. Angesichts einiger Projekte und Aufträge habe ich es zeitlich leider nicht vor Ende der Blogparade geschafft. Warum ich den Artikel trotzdem schreibe? Weil mir das Thema Inklusion seit Jahren wichtig ist und es 2014 auch in meiner Arbeit immer wichtiger wurde.
Der offensichtliche Aspekt ist die barrierearme – barrierefrei ist utopisch – Gestaltung von Webseiten und Online Präsenzen. Diese wird aus meiner Sicht auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten immer wichtiger.
Nicht nur Menschen mit einer Behinderung, auch ältere Menschen bewegen sich zunehmend im Netz. Sie sind möglicherweise von Einschränkungen der Sehkraft oder anderen Sinneswahrnehmungen betroffen – und damit auf barrierearme Seiten und Präsenzen angewiesen.
Kollege Sascha Dinse – seines Zeichens Dozent für Medienkompetenz – bringt es in seinem Beitrag zur Blogparade auf den Punkt:
Oft wird die Frage gestellt, ob es sich denn lohnen würde, die Website einer Firma barrierearm zu gestalten – diese Frage lässt sich je nach Sichtweise anders beantworten. Aus meiner Sicht ist die Antwort aber klar: Ja, es lohnt sich, sage ich, denn damit zeigt nicht nur die Firma, dass sie alle Menschen erreichen möchte, dass sie sich dessen bewusst ist, dass manche Besucher einer Website auf… die Unterstützung von Screenreadern angewiesen sind.
Ich stimme ihm jedoch in einem weiteren Punkt zu: Wichtiger als die technischen und organisatorischen Voraussetzungen ist die Schaffung des Bewusstseins für das Thema Inklusion.
Inklusion: Jeder ist auf seine Weise anders
Inklusion ist viel mehr als Integration, auch wenn die beiden Begriffe gerne mal – fälschlicherweise – synonym verwendet werden. Wer sich für die fachliche und korrekte Definition von Inklusion interessiert, wird bei den Kollegen von leidemedien.de fündig. Dort heißt es:
Menschen mit Behinderungen müssen sich nicht mehr integrieren und an die Umwelt anpassen, sondern diese ist von vornherein so ausgestattet, dass alle Menschen gleichberechtigt leben können – egal wie unterschiedlich sie sind. Das Ideal der Inklusion ist, dass die Unterscheidung „behindert/nichtbehindert“ keine Relevanz mehr hat.
Der geschätzte Thomas Mampel bringt es in seinen Worten für mich hervorragend zum Ausdruck: „lle Menschen sind anders. Jeder auf irgendeine besondere Art.“ Und genau hier zeigt sich für mich der eigentliche Wert und die Relevanz der Inklusion für jede Kommunikationsstrategie.
Inklusion bezieht sich eben nicht nur auf den Aspekt der Behinderung, sondern gilt für alle Menschen und ihre Eigenschaften. Unternehmen, die Ihre Kunden wirklich ansprechen und erreichen sollen, sollten meiner Meinung – und Erfahrung – nach deutlich machen, dass sie niemanden ausgrenzen.
Bevor sich jemand aufregt: Das bedeutet nicht, dass die Produkte und Dienstleistungen für jeden geeignet oder interessant sein müssen. Das ist völlig unmöglich und unternehmerisch nicht sinnvoll. Doch bei der Gestaltung der Kommunikationsstrategie und des Wordings sollte daran gedacht werden, dass…
- … Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen erreicht werden.
- … Fingerspitzengefühl und Sensibilität definitiv nicht schaden.
- … Höflichkeit und Freundlichkeit ein Unternehmen sympathisch machen.
- … Wertschätzung und Dankbarkeit auch (potenziellen) Kunden gezeigt werden darf.
Im Grunde lässt sich das Thema aus meiner Sicht auf meinen Leitsatz zusammenfassen:
Ehrlichkeit + Respekt + Wertschätzung = gelungene Kommunikation
Soziale Einrichtungen und Unternehmen sollten Vorbild sein
Soziale Einrichtungen und Unternehmen aber auch Behörden und öffentliche Träger sollten im Bereich der Inklusion Vorbilder für andere Unternehmen sein. Die Praxis sieht leider viel zu oft anders aus. Selbst die gesetzlichen Vorgaben für barrierearme Internetauftritte werden nur teilweise umgesetzt, von bewussten Formulierungen ganz zu schweigen.
Natürlich wird auf vielen Seiten gegendert und und bewusst auf die Begrifflichkeiten geachtet. Doch die im Subtext vermittelte Botschaft und Wirkung vieler Texte spricht eine andere Sprache als die formal korrekte Gestaltung.
Unternehmen und soziale Einrichtungen sollten sich daher nicht nur auf formale Korrektheit, sondern viel mehr auf Ihre Intention und die vermittelte Botschaft konzentrieren. Erst wenn Inklusion grundlegender Teil der Kommunikationsstrategie wird, können Botschaft und Wirkung das auch transportieren. Hier braucht es noch viel Engagement – in allen Bereichen und Branchen.
Kommentare zu diesem Artikel
Vielen Dank für den Artikel. Den hättest Du ja durchaus noch bei der Aktion Mensch unterbringen können!?
Eine Übersicht thematischer Beiträge zur Blogparade Inklusion2025 der Aktion Mensch gibt es im Übrigen hier: https://www.aktion-mensch.de/blog/beitraege/zukunftsvisionen-_zukunftsmissionen.html?id=1062
Hallo Robert,
stimmt, soweit hab ich gar nicht gedacht. 🙂
Danke dir für Feedback und Kommentar.
Gruß,
Christian