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21.04.2022 Von: Alexandra Konotopez Kira Subkowski Lesedauer: 10 Minuten

Kein Brett vorm Kopf, kein Blatt vorm Mund: Unsere Meinung zu Social Media und dem Krieg in der Ukraine

Ein Krieg in Europa - für viele vor kurzem noch unvorstellbar, jetzt grausame Wirklichkeit. Und noch nie war man so nah dran. Social Media macht es möglich. Die Bilder gehen um die Welt und werden ungeniert auf allen möglichen Plattformen verbreitet. Während Deutschland in den Grausamkeiten der visuellen Berichterstattung versinkt, ist der freie Informationsfluss in Russland beinahe zum Erliegen gekommen. Ein Dilemma auf beiden Seiten.

Herzlich willkommen zu Kiras und Alex‘ neuer Kommentar- und Meinungsreihe im sozial-pr-Blog.  

Wir wollen hier gerne ein neues Format ausprobieren und interessante Themen und Artikel aus dem Netz oder Dinge, die uns einfach umtreiben, mit Euch teilen.  

Damit Ihr wisst, worauf Ihr Euch hier einlasst, hier ein paar grundsätzliche Infos: 

1) Das ist ein reines Meinungsformat, d. h.: Der Titel ist Programm, wir nehmen hier kein Blatt vor den Mund und sagen unsere persönliche und manchmal vielleicht ungeschönte Meinung. Dabei wollen wir konstruktiv und professionell bleiben, das ist unser oberstes Ziel. 

2) Wir wollen hier weder provozieren noch propagieren. Wenn Euch unsere Meinung mal nicht gefällt, ist das schade, aber völlig in Ordnung, denn wir haben nicht den Anspruch jemandem nach dem Mund zu reden. Unterschiedlicher Auffassung zu sein, ist einer der wichtigsten Faktoren, die uns zu Individuen machen. Wenn Ihr also mal nicht so sehr mit unserem Kommentar mitgehen könnt, nehmt es als Ausdruck unserer Einzigartigkeit und versucht das nächste Mal wieder unvoreingenommen reinzulesen. Das würde uns freuen.  

3) Wenn Ihr Lust habt mit uns auf eine konstruktive und professionelle Weise über ein Thema zu diskutieren, freuen wir uns darüber. Kontaktiert uns in den Kommentaren oder über die sozialen Medien von sozial-pr.  

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, unser neues Format wird einen festen Platz in Eurer Leseliste einnehmen.  

Herzlich willkommen zu Kiras und Alex‘ neuer Kommentar- und Meinungsreihe im sozial-pr-Blog.  

Wir wollen hier gerne ein neues Format ausprobieren und interessante Themen und Artikel aus dem Netz oder Dinge, die uns einfach umtreiben, mit Euch teilen.  

Und um diesen Artikel soll es heute gehen: https://www.theeuropean.de/christian-jakubetz/social-media-putins-erste-grose-niederlage/

Social Media und der Krieg in der Ukraine – Ein Kommentar von Alex

Schriftzug Freedom of Information

Als ich den Titel dieses Artikels das erste Mal las, war ich gelinde gesagt irritiert. Kurz nach Putins (und ich schreibe hier bewusst Putins und nicht Russlands) Angriff auf die Ukraine, stellten viele soziale Medien ihren Dienst in Russland kurzfritsig oder ganz ein.

So war es für mich nicht nachvollziehbar, wie jemand von einer Niederlage Putins sprechen konnte – egal in welchem Zusammenhang. Also las ich interessiert den Artikel und musste feststellen, dass der Titel etwas unglücklich gewählt war, ich trotz allem aber nicht mit der Meinung des Autors mitgehen konnte.

Kurz gesagt, dreht sich der Artikel darum, dass dieser Krieg wie kein anderer zuvor von den sozialen Medien mitbestimmt wird und Putins altmodische Propaganda-Maschine dem nicht gewachsen ist. Deshalb hätte Putin, so die Aussage des Autors, den Krieg „um die Deutungshoheit in der Öffentlichkeit“ bereits verloren. 

In einem Punkt kann ich dem Autor zustimmen: die Menschen auf der ganzen Welt, auch Teile des russischen Volkes, bekommen aus den sozialen Medien Informationen, auf die sie ohne das Internet keinen Zugriff hätten – eine neue Art der Kriegsführung. Putins Gräueltaten gehen um die Welt und lassen sich nur schwer in ihrer Ausbreitung kontrollieren. Und ja, Putin kann sein wahres Gesicht nicht mehr verbergen.

Putins Medien-Krieg

Doch hier hört meine Zustimmung auch schon auf, denn Putin ist gerissen und skrupellos. Er kann die Ausbreitung der Bilder vielleicht nicht in aller Welt verhindern. Was er jedoch sehr wohl kann, ist sein eigenes Volk klein zu halten und es, so gut es geht, von diesen Bildern abzuschneiden. Noch schlimmer, er füttert es mit Desinformationen, redet den Krieg nieder und bestraft diejenigen, die es wagen gegen ihn vorzugehen – eine Terrorherrschaft, wie sie im Buche steht. 

Auch glaube ich kaum, dass Putin selbst den Rückzug der sozialen Medien aus Russland als Niederlage ansehen würde. Das macht es ihm nur leichter das Gespinst aus Desinformationen und Lügen aufrechtzuerhalten.  

Schon viele Male war von ihm zu hören, dass die sozialen Medien für ihn ein Problem darstellen, das es zu lösen gibt. Nun hat sich das Problem sozusagen von selbst gelöst. Die Menschen in Russland haben Tag für Tag weniger Möglichkeiten sich unabhängig zu informieren, denn nicht nur die sozialen Medien, wie Facebook und Co., ziehen sich zurück.

Auch unabhängige Berichterstattung ist in Russland im Grunde nicht mehr möglich. Die meisten unabhängigen Medien, wie u. a. die Zeitung Nowaja Gazeta, und Online-Berichterstatter*innen stellen ihre Arbeit ein, aus Angst verfolgt und auf Nimmerwiedersehen eingesperrt zu werden. Man bedenke nur, dass allein die Aussage die „Spezialoperation“ gegen die Ukraine sei ein Krieg, zu einer 15-jährigen (!) Haftstrafe führen kann. 

https://www.ndr.de/kultur/Nowaja-Gaseta-Aus-fuer-Kreml-kritische-Zeitung-in-Russland,russland1614.html

Und anders als es in Jakubetz‘ Artikel wirkt, weiß Putin nicht nur die vielleicht schwerfällige Propaganda-Maschinerie für sich zu nutzen, sondern durchaus auch die sozialen Medien. Russische Influencer verbreiteten, leblosen Aufziehpuppen gleich, auf TikTok Pro-Kreml-Propaganda. Unklar ist, ob sie dafür bezahlt worden sind. Und wenn ja, von wem. Zwar sind Videos von der Plattform verschwunden, doch alles hinterlässt eine Spur. Und einen bitteren Nachgeschmack.

Ein Beitrag der ukrainischen Fotografin Krystyna Magonova.

 

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Ein Beitrag geteilt von Krystyna Magonova 📎Photographer Lisbon (@magonovaa_)

Übersetzung eingeblendeter Text:

0:00-0:02: Kennt ihr den Unterschied zwischen Ukrainern und Russen auf sozialen Plattformen?

0:31-0:32: Ukrainer muss man für Patriotismus nicht bezahlen.

Das Sterben der (Informations-)Freiheit

Neben den vielen unschuldigen Opfern in der ukrainischen Bevölkerung, ist das zweite große Opfer, meiner Meinung nach, das russische Volk. Natürlich lassen auch diese Menschen sich nicht alle hinters Licht führen, sie versuchen weiter online oder über Kontakte ins Ausland an freie Informationen zu kommen. Doch das wird immer schwerer und gefährlicher.

Und genug Menschen haben nur den Zugang zu den öffentlichen Medien, die den Krieg entweder verschweigen oder Putins verquere Vorstellung von einem Befreiungsfeldzug verbreiten. Es gibt Menschen, die das glauben! Diese Vorstellung macht mich ganz krank, wütend und ohnmächtig.  

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich bei diesem Thema weit davon entfernt bin objektiv zu sein. (Das ergeht bestimmt nicht nur mir so.) Ich habe unter anderem ukrainische Wurzeln, gleichzeitig aber auch Verwandtschaft in Russland. Ich lese täglich von russischen Familien (die einen in Russland, die anderen hier in Deutschland), die sich entzweien, weil Putins Gehirnwäsche bei genug Menschen fruchtet.

Väter und Töchter, Brüder und Schwestern, Freunde streiten und reden nicht mehr miteinander, weil EIN Mann es so will. Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und meiner Meinung nach auch Verletzung eines vielleicht modernen, jedoch mittlerweile grundlegenden menschlichen Rechts: freier Zugang zu unabhängigen Informationen.  

Man mag es so interpretieren, dass Putin durch den Druck der sozialen Medien eine schlechtere Ausgangslage für seine Propaganda hat und damit in den Augen der Öffentlichkeit bereits seit langem als der Diktator entlarvt ist, den er so lange zu verbergen suchte. Doch von welcher Öffentlichkeit sprechen wir hier? Die europäische? Oder die der Welt? (Gewiss nicht die eines Großteils des russischen Volkes.) Und was kann diese Öffentlichkeit wirklich tun?

Tatenlos sind die Menschen, vor allem in Europa, nicht. Doch es ist gewiss irreführend und abwegig in irgendeiner Hinsicht von einer Niederlage Putins zu sprechen. Denn trotz der Menschen, die auf der ganzen Welt protestierend auf die Straßen gehen und trotz aller Bilder auf jedem bekannten sozialen Medium, die die Wahrheit zeigen.

Am Ende gibt es noch genügend unwissende und irregeleitete Mitläufer und Menschen, die auf Grund dieses ganzen Wahnsinns sterben müssen. Da bleibt Social Media weiterhin machtlos – also welche/wessen Niederlage bitte? 

Lesetipp: Russlands Politik und Ideologie besser verstehen, auch ohne russische Sprachkenntnisse. Besuche die Seite von https://www.dekoder.org/de

Social Media und der Krieg in der Ukraine – Ein Kommentar von Kira

Papierschnipsel mit dem englischen Wort für Krieg: war, umrahmt von den Worten Social Media

Während meine Kollegin zurecht festhält, dass der Entzug unabhängiger Medien in Russland wirklich keine gute Nachricht ist, sehe ich in dem Artikel andere Probleme. Social-Media-Entzug als Strafe. Natürlich ist mir bewusst, dass das pauschal sehr viel mehr bedeutet. Viele nutzen Facebook vor allem für ihren Messenger und der Wegfall ist nicht gut. Und über WhatsApp brauchen wir, glaube ich, nicht reden.  

Doch Social Media ist ein Teil des Kriegs, der mich frustriert. Wir haben keinen Weltkrieg und trotzdem lässt sich schon jetzt sagen, dass die ersten beiden Weltkriege zumindest nicht von geltungssüchtigen Menschen auf Social-Media-Plattformen missbraucht wurden. 

Und selbst abseits der geltungssüchtigen Menschen werden Social-Media-Plattformen als Instrument des Kriegs genutzt. Fake News konnten noch nie so schnell verbreitet werden, wie z. B. über einen Tweet.  

Und ich schreibe es gerne noch mal. Zuckerberg entzieht Russland seine Plattformen und es liest sich wie eine Strafe. Social-Media-Plattformen wegnehmen ist im 21 Jahrhundert eine Strafe geworden. Als würde ich einem kleinen Kind Fernsehverbot geben, weil es sich nicht an die Regeln gehalten hat. 

Und meine Kollegin hat in ihrem Kommentar sehr gut auf den Punkt gebracht, wieso Putin das sehr wahrscheinlich nicht einmal als Strafe ansieht. Es ist also wie fast alle Sanktionen eine Strafe gegen ein Volk, das wenig bis gar nichts gegen Putin machen kann. 

Jetzt habe ich drei völlig verschiedene Probleme mit einem Nenner aufgezählt. Social Media ist die Heimat geltungssüchtiger Menschen, Fake News sind so normal wie atmen geworden und Zuckerberg kontrolliert sein eigenes Medium, wie ihm das gerade so passt. Alle haben den einen Nenner: Social Media. 

Das Problem am Umgang mit Social Media

Social Media bringt auch viel Gutes, ohne Frage. All die Verbindungen können eine niederschwellige Hilfe garantieren, die früher niemals so möglich gewesen ist. Und dafür liebe ich Social Media. 

Nur ist Social Media wie bestimmte Pflanzen. Nutzt man sie sparsam und kontrolliert, dann kann sie ein Heilmittel sein. Dosiere ich die Pflanze über, wird es giftig. 

Und Social Media ist als Mittel zur Kriegsführung sehr giftig. Heute schlimmer als noch vor einigen Jahren. Mal kurz ein TikTok-Video von einer Militärbasis oder ein Tweet mit einem angehängten Artikel, das ist in Zeiten von Social Media schnell möglich. 

Ganz viele Menschen können auch ohne Krieg und Pandemie Social Media nicht gefiltert konsumieren, sondern glauben, dass niemand auf Plattformen wie Twitter und Facebook lügen würde. Ich wünschte mir natürlich, dass diese Einschätzung falsch ist, jedoch reicht es schon aus einmal in fremde Bubbles zu blicken, um das schlimme Ausmaß fehlender Medienkompetenz zu sehen. Und jetzt wird genau mit diesen Plattformen Krieg betrieben.  

Wir haben noch lange nicht die medialen Folgen der Pandemie überwunden. Noch immer werden die Plattformen genutzt, um ein Haufen falscher und blödsinniger Informationen gegen die Impfung zu verbreiten. Und es gibt genug Leute, die diesen Informationen glauben.  

Und tatsächlich hat es nicht lange gedauert, bis erste Bilder von Demonstrationen auftauchten, wo genau solche wahrheitsleugnenden Menschen den Krieg in der Ukraine als weiteres Instrument der Regierung bezeichneten. Alles schön über Social Media verbreitet. 

Ist Medienkompetenz die Lösung?

Noch nie brauchten wir so sehr Medienkompetenz, wie in diesen Zeiten. Die Medienkompetenz fehlt aber oft und Social-Media-Plattformen werden missbraucht. Wir haben Medienkompetenz ja noch nicht einmal definiert, um sie zu lehren. Dabei wäre genau solch eine Definition in den letzten 10 Jahren wirklich notwendig gewesen. 

Dieser Krieg wird nicht nur als einer der schlimmsten Kriege in die Geschichte eingehen, irgendwann wird auch aufbereitet werden müssen, wie viel des Kriegs von Social-Media-Plattformen kam. Es muss betrachtet werden, ob und wie Social Media missbraucht wurde. Wie weit der Missbrauch ging und wie so etwas sinnvoll unterbunden werden kann. Wir stecken mit Social Media und einer Medienkompetenz noch nicht einmal in den Kinderschuhen und bräuchten bei dieser rasanten Entwicklung jedoch schon längst weit mehr. 

Social Media muss irgendwann als etwas betrachtet werden, dessen Umgang erlernt werden muss, schon deswegen, damit bei weiteren Katastrophen genau diese Plattformen nicht weiter instrumentalisiert werden können. Es wird immer so sein, dass Plattformen instrumentalisiert werden, doch hängt es vom Endnutzer ab, wie diese Instrumentalisierung greift.  

Deutschland ist darin, wie in fast allen Teilen der Digitalisierung, viel zu langsam.  

Porträt Alexandra Konotopez

Alexandra Konotopez

Eine Welt ohne Sprache und deren vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten mag sich Alexandra gar nicht ausmalen. Als studierte Literaturwissenschaftlerin ist das geschriebene Wort ihr zweites Zuhause. Da ist es nur natürlich, dass Content Creation auch beruflich ihr Steckenpferd ist. Über ein Praktikum kam sie 2020 zu sozial-pr, wo es ihr bis heute so gut gefällt, dass sie nicht mehr weg will.

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