Inhalt
Mobile Video Livestreaming: Apps und Einsatzmöglichkeiten

Wenn ich mit (potenziellen) Kunden über Event-Berichterstattung spreche, bekomme ich beispielsweise immer wieder zu hören: „Wir brauchen da noch einen Livestream.“
Meine Frage lautet stets: „Warum und wozu?“ Meist stellt sich heraus, dass keine echte Strategie und kein Konzept dahinterstehen. Ein Livestream ist schlicht in und hip und viele Veranstalter wollen ihr Event dadurch aufwerten.
Doch ein Livestream ist nur dann sinnvoll, wenn er einen Zweck erfüllt und Teil einer Strategie ist. Mobile Video – die Videoproduktion mit Smartphones und Tablets – ist meiner Erfahrung nach für Livestreaming hervorragend geeignet – wenn Sie strategisch eingesetzt wird und einige bewährte Prinzipien berücksichtigt werden.
Inhalt
Livestreaming Apps: Mehr als Meerkat und Persicope
Meerkat war die erste der beiden gehypten Apps, die das Thema Livestreaming bekannt gemacht hat. Das Prinzip ist simpel: Starten Sie die App auf Ihrem Smartphone, planen Sie Ihren Stream oder starten Sie ihn direkt. Im Hochkantformat können Sie nun allen interessierten Zuschauern zeigen, was die Kamera Ihres Smartphones sieht. Zuschauer können den Stream kommentieren und auf Twitter auch teilen.
Meerkat war sehr schnell überraschend erfolgreich. Glaubt man manchem Artikel, hatte dieser Erfolg nicht nur mit der Funktionalität, sondern auch mit den guten Beziehungen des Entwicklers zu Tech-Journalisten zu tun.
Unabhängig von den Gründen: Der Hype um Meerkat war und ist groß. So groß, dass Twitter – über das sich Nutzer bei Meerkat anmelden können – die konkurrierende App Periscope gekauft und unter eigener Flagge herausgebracht hat. Periscope ähnelt Meerkat in vielerlei Hinsicht, die beiden Hauptunterschiede: Streams können nicht so direkt und einfach geplant werden und Streams werden von Persicope aufgezeichnet und können auch im Nachhinein abgerufen werden.
In jüngster Zeit hat Meerkat zwei entscheidende Änderungen eingeführt: Erstens gibt es jetzt eine Android-Beta und zweitens ist die Anmeldung jetzt auch über Facebook möglich. Streams können zwar auf dem Smartphone gespeichert, jedoch nicht direkt online gestellt werden.
Angesichts des aktuellen Hypes ist einfach, sich auf Meerkat und Periscope zu konzentrieren. Doch Livestreaming Apps gibt es schon länger. Einer meiner Favoriten: Bambuser. Der Dienst bietet eine Android- und iOS-App an und bietet neben dem Stream eine Funktion, die ich bisher bei keiner anderen Livesteaming-App gefunden habe: Bambuser puffert die komplette Aufnahmen zwischen und lädt, so schnell wie es die Netzverbindung erlaubt. das Video in bestmöglicher Qualität hoch. Die Aufzeichnung ist daher immer in voller Auflösung verfügbar. Das kann meines Wissens nach noch nicht einmal der bekannte Dienst Ustream.
Außerdem führt beim Thema Livestreaming – vor allem mit Blick auf Mobile Video – kein Weg an Hangouts on Air aus dem Hause Google vorbei. Hangouts on Air bieten deutlich mehr Möglichkeiten, als die bisher genannten Apps. So kann ein Hangout bei einem Event beispielsweise auf eine Rechner gestartet und von ein oder zwei Moderatoren betreut werden.
Andere Mitarbeiter können sich mit Smartphones in den Hangout einklinken und live Interviews und Eindrücke des Events beisteuern. All das wird aufgezeichnet, und kann später weiterverwendet werden. Ein gut geplante und umgesetzter Hangout on Air kann daher eine echte Livestream-Event-Berichterestattung bieten.
Livestreaming Einsatzmöglichkeiten
Die technischen Möglichkeiten sind – auf bewährte Tipps gehe ich später ein – heute also allen Event-Veranstaltern und Unternehmen, aber auch Freiberuflern und sozialen Einrichtungen zugänglich. Doch nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Meinen ersten Livestream auf Meerkat und Periscope habe ich beispielsweise – als Vorbereitung auf diesen Artikel – dem Thema Mobile Video und Livestreaming gewidmet.
Insgesamt waren neun Zuschauer dabei. Klingt wenig, doch diese 9 Personen waren größtenteils am Thema interessiert und haben sich via Twitter mit Feedback eingebracht. Für mich war es auch eine Möglichkeit, Rückmeldung zu meinem geplanten Format, einer Meerkat-Show, einzuholen.
Mit passendem Thema und Zielgruppe kann Livestreaming also auch für Freiberufler und Einzelpersonen – auch Bewerber – sinnvoll und nützlich sein. Das inzwischen recht verbreitete Streamen von Läufen und anderen Aktivitäten gibt mir zwar nichts, findet jedoch auch sein Zielgruppe und Zuschauer.
Für Unternehmen und Event-Veranstalter gilt: Ein Livestream ist immer dann sinnvoll, wenn er Mehrwert bietet. Meist bedeutet dass, das dadurch Menschen am Event teilhaben können, die es nicht zum Event-Ort schaffen, jedoch an der Veranstaltung interessiert sind. Ob ein Livestream hier sinnvoll ist, lässt sich durch einige Fragen klären:
- Ist das Interesse an dem Event groß?
- Können sich Interessierte – auch wenn sie nicht kommen können – Zeit für einen Livestream nehmen? Arbeiten sie in Berufen, in denen ein Livestream am Arbeitsplatz akzeptiert wird?
- Sind die Interessierten so technikaffin, dass sie sich einen Livestream anschauen und das Medium nutzen werden?
- Können Veranstalter und Aussteller gemeinsam den Livestream rechtzeitig bekannt machen und dadurch genug Zuschauer aktivieren?
Werden diese Fragen größtenteils mit „ja“ beantwortet, kann ein Livestream sinnvoll sein. Natürlich kann die Aufzeichnung an sich auch für die spätere Verwendung sinnvoll sein, doch hier stellt sich für mich dann die Frage, ob bei der Aufzeichnung wirklich live gestreamt werden muss. In vielen Fällen ist es sinnvoller, vor Ort aufzuzeichnen und die fertigen Videos dann zeitnah – jedoch nicht leicht – hochzuladen und in den sozialen Netzwerken zu verbreiten.
Praxistipps für Livestreaming via Mobile Video
Machen Sie sich mit ihrem Smartphone – oder Tablet, diese Geräte funktionieren ja auch – ans Livestreaming, sollten Sie einige bewährte Tipps beachten. Diese betreffen die praktische Umsetzung, ich gehen im Folgenden davon aus, dass Sie über eine Strategie und ein Konzept verfügen und wissen, warum und wozu Sie den Livestream einsetzen und nutzen wollen.
Der große Vorteil von Mobile Video kommt beim Livestreaming deutlich zur Geltung: Flexibilität. Smartphones und Tablets sind fast immer dabei und können mit wenig Zusatzequipment – dafür viel Know-How und Übung – für Videoproduktion und Livestreaming eingesetzt werden. Meine Erfahrung nach sind die wichtigsten Tipps:
- Stromversorgung – Stellen Sie sicher, dass Sie externe Akkus dabei oder Zugang zu Stromquellen haben. Smartphone- und Tablet-Akkus werden durch Videoaufnahmen und Livestreaming enorm schnell leer gezogen. Externe Stromversorgung ist daher unumgänglich.
- Internetverbindung – Beim Livestreaming ist eine stabile und schnelle Internetverbindung unverzichtbar. Als Event-Veranstalter sollten Sie dafür ein eigenes Wlan-Netzwerk einrichten, das nur für den Livestream genutzt wird. Das Streamen über mobile Internetverbindungen ist möglich, benötigt jedoch große Datenmengen. Inklusivvolumen kann dadurch schnell aufgebraucht werden.
- Beleuchtung – So gut Smartphone-Kameras auch sind: Zusätzliches Licht schadet nur selten. Idealerweise haben Sie zumindest LED-Zusatzleuchten dabei, mit denen Sie Gesprächspartner oder Szenen aufhellen können.
- Stabilisierung – Wollen Sie eine bestimmte Szene und Umgebung im Blick behalten, ist die Arbeit mit Stativen problemlos möglich und empfehlenswert. Wollen Sie mit Ihrem Livestream jedoch Einblicke in die Organisation und Blicke hinter die Kulissen ermöglichen, werden Sie vermutlich mobil sein wollen. In diesem Fall empfehlen sich kleinere Stative, die Sie problemlos in der Hand halten können. Alternativ sind auch Schulterstative und Stabilizer nutzbar, die Bewegungen ausgleichen und das Bild stabilisieren können.
- Back Up Geräte – Planen Sie einen größeren Livestream, sollten Sie mehrere Gerät parat halten. Gerade bei Livestreams überhitzen manche Smartphones nach einiger Zeit. Dann sollten Sie in der Lage sein, den Stream mit einem anderen Gerät fortzusetzen.
P.S.: Die Kollegen von Kreativekommunikationskonzepte haben heute eine Serie zum Thema Livestreaming gestartet, die ich Ihnen ebenfalls als Lektüre zum Thema empfehle.
Weitere Lesetipps:
- Mobile Video Show 7: Mobile Video im Event-Einsatz
- Zu #Meerkat und Co.: Bremst der Rundfunkstaatsvertrag die Livestreaming-Popularisierung aus?
- Mobile Videoproduktion in Unternehmen: Mehr ist nicht besser
- The future of journalism: Make it snackable!
Kommentare zu diesem Artikel
Hallo Christian,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
Hangout on Air wollte ich schon planen, was aber leider auf Grund des Internets nicht ging, Live Stream unserer Konzerte, aber vielleicht sind diese Apps eine Möglichkeiten um live zu streamen? Meinst du, das wäre eine gute Alternative?
Liebe Grüße
Marion
Hallo Marion,
Rein technisch wäre das sicher möglich. Doch Livestreams von Konzerten sind in Deutschland rechtlich sehr problematisch.
Warum wollt ihr sie denn streamen?
Gruß,
Christian
[…] Freitag, den 14. August um 12:00 Uhr mache ich ein Periscope-Video, indem ich den gesamten Workflow einmal durchgehe. Das Video findet ihr dann im Anschluss an dieser […]
[…] Mobile Video Livestreaming: Apps und Einsatzmöglichkeiten […]