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Philosophie und Snapchat? Anleitung für Kommunikationskonzepte
Auf die Idee für diesen Artikel kam ich durch eine Zuschauerfrage. David Damberg stellte sie bei meinem Snapchat Grundlagen Tutorial auf YouTube:
Snapchat ist ja in der Regel eine ganz witzige App. Ich frage mich, gibt es auch Snapper mit eher ernsten, nachdenklichen oder auch schwierigeren Inhalten oder ist diese App für solche Themen im Grunde nicht geeignet?
David ist Mönch. Seine Frage zielt daher auf philosophische und/oder religiöse Themen ab. Im ersten Moment scheint die Antwort klar: Nein, Snapchat eignet sich dafür nicht. Das war auch meine erste Reaktion.
Doch nach kurzem Nachdenken lautete meine Antwort: „Die App eignet sich durchaus für ernste Themen.“ Und da David es genauer wissen will, nutze ich seine Frage, um die Grundzüge eines Kommunikationskonzepts für ernste Themen oder Philosophie auf Snapchat zu erstellen.
Im heutigen Artikel erfahren Sie…
- … wie Sie Snapchat für tiefgründige Themen nutzen können.
- … wie ich, grundlegend, Kommunikationskonzepte entwickle.
- … was Sie daraus für Ihre Kommunikation lernen können.
Sie müssen Snapchat also gar nicht nutzen, um von diesem Artikel zu profitieren. Und wenn Sie nur einer der drei Aspekte interessiert, können Sie direkt zur entsprechenden Zwischenüberschrift weiter scrollen.
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1. Snapchat für tiefgründige Themen
Warum sollte man Snapchat für tiefgründige Themen und Philosophie nutzen? Auf den ersten Blick geht das auf YouTube, Facebook und Instagram besser, von einem eigenen Blog zum Thema ganz zu schweigen.
Snapchat kann und wird ein Blog nicht ersetzen, das ist für mich klar. Es kann ein Blog jedoch hervorragend ergänzen und Inhalte für andere Kanäle liefern. Konkret gibt es für mich vor allem zwei Gründe, aktuell Snapchat für Kommunikationsprojekte und Themen zu nutzen:
- Der Snapchat Hype bringt Aufmerksamkeit.
Snapchat wird aktuell enorm gehyped, auch auf der re:publica gab es eine Session mit dem Titel „Snapchat für Erwachsene“. Sobald Snapchat im Titel7Namen eines Projekts oder Formats auftaucht, erhält es fast schon automatisch Aufmerksamkeit.Diese Wirkung lässt sich nutzen. Sie ist meiner Meinung nach auch der Grund, warum manche Marke aktuelle auf Snapchat aktiv ist. Wenn der Hype abflacht, werden, da bin ich mir sicher, viele der aktuellen Paradebeispiele eingestellt werden.
- Snapchat macht Video- und Bildeinsatz einfach.
Videos sind bei Snapchat-Stories maximal zehn Sekunden lang. Was manche als Problem sehen ist für mich eine Stärke. Denn Snapchat zwingt dazu, zumindest wenn man es gut machen will, auf den Punkt zu kommen. Gleichzeitig ist die Videoaufnahme denkbar einfach, Button drücken, halten und loslassen. Fertig.Dadurch wird die Hürde für den Video- und Bildeinsatz deutlich gesenkt. Wer sich mit Snapchat beschäftigt und seine Story ernsthaft pflegt, wird sich in kürzester Zeit an Videos gewöhnen und multimedial besser kommunizieren.
Diese beiden Aspekte sprechen für den Snapchat-Einsatz für tiefgründige Themen, die Nutzerstruktur dagegen. Der durchschnittliche Snapchat-Nutzer ist in Deutschland jünger als 25 Jahre.
Sicher können Philosophie und andere tiefgründige Themen auch bei der dieser Zielgruppe ankommen. Doch viele andere Menschen, die sich für solche Themen interessieren, sind nicht auf Snapchat unterwegs. Hier kommt das Kommunikationskonzept ins Spiel.
2. Kommunikationskonzept für philosophische Snaps
Wenn ich ein Kommunikationskonzept entwickle, beginne ich natürlich nicht bei null. Zu Beginn definiere ich mit dem jeweiligen Kunden die Zielsetzung und Erwartungen an das Projekt. Daraus ergibt sich dann auch das Thema respektive die Themen, um die es geht.
Für das Philosophie-und-Snapchat-Kommunikationskonzept besteht das Ziel, so habe ich David verstanden, darin, philosophische und tiefgründige Themen bekannt zu machen und Menschen Refelxions-Impulse zu bieten. Als Inspiration greife ich sowohl auf eigenes Material als auch auf drei, aus meiner Sicht, dafür vorbildliche Snapchat-User zurück.
Das eigene Material ist mein Podcast mit Wolfgang Loest zum Snapchat-Adventskalender. Das Projekt zeigt, wie Snapchat auch für religiöse/kirchliche Themen genutzt werden kann. Mit dem Snapchat-Adventskalender haben Wolfgang und seine Jugendlichen andere Jugendliche erreicht, die sich sonst nicht oder kaum für Kirche und Religion interessieren.
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Der Podcast liefert erste Impulse für das Kommunikationskonzept, reicht für sich genommen jedoch noch nicht aus. Hier kommen drei Snapchat-User ins Spiel.
Foto- und Videograf Elia Locardi berichtet auf Snapchat über die exotischen Orte, an die ihn seine Foto- und Videoaufträge führen. Das ist zwar spannend, auf meine Inspirationsliste schafft er es jedoch aus einem anderen Grund. Elia bemüht sich darum, auch die Geschichte und die (spirituelle) Bedeutung der Orte, an denen er arbeitet, zu vermitteln und wirken zu lassen.
Rechtsanwalt Thomas Schwenke ist Bloggern und anderen Online-Aktiven bestens bekannt. Er schafft es, das an sich trockene und manchmal frustrierende Thema Recht unterhaltsam und lehrreich – mit Unterstützung seines Pinguins – zu vermitteln. Mit ihm habe ich schon zur rechtssicheren Nutzung des Facebook Messengers gesprochen.
Stefan Gotthold bringt auf Snapchat das Thema Astronomie unterhaltsam und ansprechend rüber. Seine Mischung aus Informationen, regelmäßigen Formaten und Tipps ist hervorragend. Da ich Stefan auf der re:publica in Berlin persönlich treffen durfte, kann ich sagen: Er ist so sympathisch, wie er rüber kommt.
Mein Kommunikationskonzept für Philosophie auf Snapchat speist sich sowohl aus dem Podcast als auch aus den drei genannten Snapchat-Usern. Um genau zu sein habe ich zwei verschiedene Ansätze, die David für seine Themen und/oder sein Kloster nutzen kann:
- Philosophische Inhalte auf Instagram und im Blog, Entstehungsgeschichte auf Snapchat
Der erste Ansatz wirkt fast schon altmodisch: David teilt auf Instagram philosophische Sprüche und Zitate mit passenden Bildern und vertieft die so angesprochenen Themen im Blog. Auf Snapchat bietet er Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieser Beiträge.Er kann so beispielsweise seinen Arbeitsprozess von der Recherche oder die Inspiration über die Ausarbeitung bis hin zur Veröffentlichung dokumentieren. David könnte am Montag einen Spruch samt Bild auf Instagram stellen und am Mittwoch der gleichen Woche den passenden Blogbeitrag dazu veröffentlichen.
Recherche, Schreib- und Gestaltungsprozess dokumentiert er in seiner Snapchat-Story, die er täglich sichert. Donnerstags schneidet er dann die heruntergeladenen Snapchat-Stories der Woche zu einem Video zusammen, das er am Freitag der Woche veröffentlicht und auch in den Blogbeitrag einbaut. Diesen kann er dann, mit dem Video-Update, nochmals teilen.
- Philosophische Gedanken und Beiträge auf Snapchat.
Beim zweiten Ansatz nutzt David Snapchat als Kanal für seine philosophischen Themen. Er kann beispielsweise von Mittwoch bis Dienstag – also eine Woche lang – ein bestimmtes philosophisches Thema auf Snapchat besprechen. Dazu kann er morgens, eventuell nach einem Guten-Morgen-Snap, ein Bild samt Spruch oder Zitat snappen. Daran anschließend geht er auf das Zitat und seine Aspekte in kurzen Videosequenzen ein.Kernaussagen kann er zusätzlich in Bildform mit Text festhalten. Diese lassen sich für Snapchat-Follower via Screenshot leichter dokumentieren als Videos. Am Ende der Themenphase – also mittwochs – fasst er das Thema der Woche dann in einem Blogbeitrag zusammen und kann, wenn er will, auch die gesicherten Snapchat-Stories als Video einbinden. Theoretisch könnte der die Snapchat-Story des Vortags auch täglich auf Facebook stellen. Mir wäre das zu viel, möglich wäre es jedoch.
In beiden Fällen sollte David sein Snapchat-Profil und seine Snapchat-Themen natürlich in seinen anderen Kanälen kommunizieren und klar darauf hinweisen, was potenzielle Follower auf Snapchat bei ihm erwartet.
3. Praxistipps für Kommunikationskonzepte
Beide oben genannten Snapchat-Kommunikationskonzepte müssen natürlich in die Gesamtkommunikation von David eingebunden werden. Da ich diese nicht kenne, habe ich mich hier auf die Snapchat-Nutzung in Kombination mit anderen Kanälen und Netzwerken konzentriert.
Darin liegt jedoch ein wichtiger Grundsatz: Wenn Sie Kommunikationskonzepte entwickeln, sollten Sie sich nie auf nur einen Kanal oder nur ein Netzwerk konzentrieren. Optimal ist es, wenn Sie sich den jeweils relevanten Kanal am Ende Ihres Planungsprozesses anschauen. Die wichtigsten Prinzipien und Tipps im Überblick:
- Beginnen Sie mit der Zielsetzung und klären Sie die Erwartungen an die jeweilige Kommunikation. Alle Beteiligten sollten sich über die realistisch mögliche Wirkung im Klaren sein.
- Definieren Sie nicht nur Ziele, sondern auch Maßstäbe und Kennzahlen/Kennzeichen, an den Sie die Wirkung messen und ablesen könnten. Für das Kommunikationskonzept oben könnten diese aus einer steigenden Zahl an Snapchat-Followern, neuen Kontakten und Chats oder mehr Kommentaren, in allen Netzwerken, bestehen.
- Beginnen Sie mit den Menschen, die Sie erreichen wollen, dann folgt das Thema und erst am Schluss der Kanal oder die Kanäle. Wenn Sie wissen, wen Sie mit welchem Thema erreichen wollen, können Sie daraus Formate ableiten und prüfen, wo diese am besten passen.
- Stellen Sie sich im gesamten Prozess bitte immer wieder zwei Fragen. 1. Wen wollen wir erreichen? 2. Warum machen wir das überhaupt? Wenn Sie eine von beiden zwischenzeitlich nicht beantworten können, sind Sie dabei, sich zu verrennen.
Es ist völlig legitim, sich bei der Entwicklung von Kommunikationskonzepten von anderen Marken, Unternehmen oder Menschen inspirieren zu lassen. Kopieren oder stehlen ist tabu, doch eigene Ideen auf Grundlage bestehender Ideen zu entwicklen ist ein völlig normaler Prozess.
Wenn Sie Fragen zur Entwicklung von Kommunikationskonzepten – oder zum Einsatz von Snapchat und anderen Plattformen – haben, freue ich mich auf Ihre Kommentare.
Kommentare zu diesem Artikel
[…] Juni 2016) zählte ich allein drei Führungen. Der Bedarf an Vermittlungsangeboten ist enorm, auch was die jüngste Kunstgeschichte angeht. Philosophie und Snapchat? Anleitung für Kommunikationskonzepte. […]
Hallo Christian,
dieser Beitrag zeigt mal wieder wie kreativ du bist. Snapchat für ernste Themen anzuwenden und das auf diese Art finde ich echt spannend. Der David sollte, wenn er sich deine Strategie zu Herzen nimmt, ein Feedback geben. Es würde mich sehr interessieren, wie erfolgreich er damit ist. 🙂
Hoffentlich inspiriert dieser Beitrag kluge Menschen dich für einen Vortrag zu diesem Thema zu buchen.
Liebe Grüße
Anna
Hallo,
erstmal herzlichen Dank, lieber Christian, für Deine Inspiration und, dass Du Dich mit meiner Frage so intensiv auseinandergesetzt hast. So habe ich Snapchat tatsächlich noch nicht gesehen und ich verstehe jetzt, was Du meinst und warum Du sagst, dass Snapchat auch für ernstere Themen geeignet sein kann. Ich werde mir jetzt erst mal die Snapchatter, die Du erwähnst anschauen. Vielleicht wird es dann für mich noch plastischer.
Mir gefällt das Ineinandergreifen der verschiedenen Kanäle und die Idee den Prozess der Contenterstellung zu dokumentieren. Das wird mich gewiss noch weiter inspirieren.
Wenn ich Ergebnisse habe, liebe Anna, werde ich es gerne veröffentlichen.
Nochmals Danke!!!!!
David 🙂
Sehr interessanter ARtikel! Beim Einsatz des Mediums scheiden sich aber zunehmend die Geister. Insbesondere ob sich Snapchat auch außerhalb einer Zielgruppe zwischen 17 und 23 anwenden lässt!
Die Altersstruktur wird gerade älter. Snapchat wird eher wichtiger denn irrelevant. Auch wen wir von Massentauglichkeit noch weit weg sind.
Wow, ein klasse Artikel 🙂 Snapchat ist und bleibt auch noch in 2017 DER Social Media Kanal mit den eifrigsten Anhängern. Habe gesehen es gibt auch einige Podcasts auf Soundcloud? Kennst du noch mehr in der Richtung? Liebe Grüße aus der Bibliothek in Hannover, in welcher ich gerade meine Bachelorarbeit zum Thema Snapchat verfasse.