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Rant – Die Doppelzüngigkeit der Bildungspolitik schreit zum Himmel
„Lehrknechte und Betteldozenten“ – so lautet der Titel eine Frontal 21 Beitrags, den ich mir heute endlich mal angeschaut habe. Sie Ahnen es schon, es geht im Beitrag um die Bezahlung von Dozenten und Referenten. Und da liegt leider sehr viel im Argen.
Frontal 21 berichtet über Hochschul-Dozenten, die 1000 Euro und weniger als Honorar erhalten. Natürlich gibt es Berufe, in denen generell noch weniger gezahlt wird, nur: Diese Dozenten müssen davon zum einen noch die kompletten Sozialversicherungsbeiträge zahlen – was viele nicht tun und dadurch im Krankheitsfall Probleme bekommen – zum anderen haben sich deutsche Politiker groß die „Bildungsrepublik Deutschland“ auf die Fahnen geschrieben. Das passt so ganz und gar nicht zu den Verhältnissen der Bildungsarbeiter.
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Hochschulen – Die Spitze des Eisbergs
Dabei sind die Referenten im Hochschulbereich nur einer von vielen Bildungsbereichen, in denen die Bezahlung in keinem Verhältnis zur erwarteten Leistung und vor allem zur Verantwortung und Auswirkung hat.
Wie es in der frühkindlichen Erziehung, an Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien genau aussieht, kann ich nicht fundiert beurteilen. Die Verhältnisse in der Erwachsenenbildung kenne ich jedoch – ich war selbst zweieinhalb Jahre Referent in diesem Bereich – und muss sagen: Die Verhältnisse dort sind nicht besser.
Für fest Angestellte ist es nicht all zu schlecht, doch die Mehrheit der Mitarbeiter ist freiberuflich oder befristet beschäftigt, Honorarkräfte sind besonders beliebt bei den Unternehmen.
Liebe Politiker, entscheidet euch!
Es kann doch nicht sein, dass einerseits groß nach Bildung geschrieen und mit dem Thema Wahlkämpfe geführt werden, während gleichzeitig nicht mal ansatzweise die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich die Bedingungen für die Bildungsarbeiter ändern.
Klar, es handelt sich – in der Erwachsenenbildung – um private Unternehmen und sicher, die Bildung an Universitäten und Fachhochschulen ist Sache der Länder. Dennoch, dass sind aus meiner Sicht alles nur Ausreden und Ausflüchte. In den letzten Jahren hat sich oft genug gezeigt: Wenn eine Bundesregierung Regelungen durchsetzen will, findet sie auch einen Weg. Sei es durch Sanktionen, Subventionen oder andere Anreize.
Liebe Politiker, entscheidet euch! Entweder ihr wollt gute Bildung – die kostet dann auch Geld – oder ihr akzeptiert eine sinkende Bildungsqualität. Nur: Dann sagt das auch öffentlich und steht dazu!
Warum sich nichts ändert? – Ignoranz und Idealismus
Trotz der desaströsen Zustände werden die Verhältnisse in den letzten Jahren schlechter nicht besser. In der Politik werden die Verhältnisse ignoriert, es macht sich ja auch viel besser, Exzellenzinitiativen und Muster-Unis zu starten und einzuweihen, als sich mit konkreten Problem zu beschäftigen
Diese Ignoranz ist jedoch nur deshalb möglich, weil das System trotz allem – noch – funktioniert. Der Grund dafür ist einfach: Idealismus. Denn viele Referenten und Bildungsarbeiter beginnen ihren Job mit großem Idealismus. Bei einem Teil der Kollegen weicht dieser irgendwann der Resignation. Die Folge ist dann eine drastisch sinkende Qualität der Arbeit.
Der andere Teil der Kollegen erhält sich den Idealismus und hat daher mit andauernder Frustration und Stress zu kämpfen. Denn diese idealistischen Bildungsarbeiter arbeiten viel mehr, als sie laut Arbeitsvertrag müssen. Sie stecken Leidenschaft in die Arbeit und sowohl für Studenten als auch für die Klienten in der Erwachsenenbildung ist es ein Glücksfall, auf solche Referenten zu treffen. Doch diese Idealisten werden auf Dauer weniger und reichen nicht aus, um das System dauerhaft auf einem guten Niveau zu halten. Sie können die politischen Fehler einfach nicht ausgleichen, das System arbeitet gegen sie.
Mir ist klar, dass das hier wahrscheinlich kein Politiker je lesen wird. Und ziemlich sicher wird dieser Artikel nichts ändern. Doch ganz ehrlich: Mir geht es jetzt besser, der Frust musste endlich mal raus.
Denn die Doppelzüngigkeit im Bildungsbereich – beziehungsweise in der Bildungspolitik – schreit zum Himmel.