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17.03.2012 Von: Christian Müller Lesedauer: 4 Minuten

Social Media – (K)eine Sucht?

Gestern tauchte in meinem RSS-Reader ein Beitrag von Mashable auf. Die Überschrift lautet übersetzt „Sind Sie twittersüchtig?“. Der Artikel stellt unter anderem die Frage, ob jemand von Twitter – oder anderen Sozialen Netzwerken – abhängig werden kann. Die Antwort von Mashable ist ein klares „ja“ und natürlich wird der Artikel auch gleich um eine passende Infografik ergänzt, einen Ausschnitt der Infografik sehen Sie unten und den Mashable-Artikel finden Sie hier.

Dieser Artikel hat mich nachdenklich gemacht, denn er hat – indirekt – mit einem Problem zu tun, auf das ich im Alltag regelmäßig stoße. Denn häufig werde ich mit dem Vorurteil – und der damit verbundenen Angst – „Facebook und Co. sind gefährlich, die machen abhängig.“ Ist das so, machen Social Media abhängig? Meine Antwort: Das kommt ganz auf den Nutzer an.

Ein Ausschnitt der von Mashable verwendeten Infografik

Eine Frage der Medienkompetenz

Können Social Media süchtig machen? Können Sie – übertrieben formuliert – zu einem alles verschlingenden Zeitfresser werden? Klar, möglich ist das auf jeden Fall. Doch zwingend ist es eben nicht. Denn schlussendlich entscheidet immer noch jeder Nutzer für sich, ob und wie er oder sie sich in den Sozialen Netzwerken engagiert. Sicher gibt es Menschen, die jede freie Minute online verbringen, nur noch am chatten sind und auch in Gesellschaft anderer Menschen nur am Smartphone kleben. Das würde ich persönlich als zu viel und ungesund bezeichnen, denn Social Media sind für mich eine Ergänzung, kein Ersatz für den persönlichen Umgang mit Menschen.

Social Media, Smartphones und alle die Dienste und Gadgets sind Kommunikationswerkzeuge, doch ich entscheide, wie ich sie einsetze. Wenn Jugendliche – um ein, manchmal leider realistisches, Vorurteil zu bemühen – Stunden in Facebook verbringen und darunter andere Lebensbereiche leiden, ist das nicht gesund oder normal. Doch wenn jemand viel über Google+, Facebook, Twitter und andere Netzwerke kommuniziert und so Kontakt mit geografisch weit verteilten Freunden hält, ist das ein echter Mehrwert und für den Einzelnen wertvoll. Nicole Simon bringt das in einem Video auf den Punkt. Ab Minute 9:30 sagt sie sinngemäß: „Ich bin nicht internetsüchtig, es ist Teil meines Lebens. Natürlich könnte ich auch ohne warmes Wasser auskommen, doch warum sollte ich das tun?“ Diesen Vergleich habe ich – seitdem ich dieses Video gesehen habe – schon in vielen Diskussionen genutzt. Er ist einfach großartig.

Denn im Grunde läuft es auf die viel beschworene Medienkompetenz hinaus. Jugendliche und Erwachsene müssen lernen mit den vielfältigen Möglichkeiten umzugehen. Das heißt übrigens nicht, dass Sie diese Optionen auch nutzen müssen. Doch sie sollten zumindest eine informierte und fundierte Entscheidung darüber fällen können, ob sie das tun wollen oder nicht. Diese Entscheidung sollte eben nicht auf Grund von Ängsten und Vorurteilen, sondern auf einer differenzierten Abwägung der individuellen Vor- und Nachteile getroffen werden. Wenn sich dann jemand gegen Social Media entscheidet, ist das völlig in Ordnung.

Toleranz tut Not

Vielleicht ist das auch ein Teil des Konfliktes zwischen den so genannten Digital Natives und deren weniger Netz affinem Umfeld. Für Menschen, die das Internet mehr oder weniger als Suchmaschine und Youtube-Kanal nutzen, kann es leicht so aussehen, als säße ich die ganze Zeit vor einem Computer. Dabei kommuniziere ich mit Freunden, lese E-Books, verfolge für mich interessante Nachrichten und schreibe Artikel. Alles Tätigkeiten, die auch weniger Netz affine Menschen jeden Tag tun, nur eben mit anderen Mitteln. Sie lesen gedruckte Bücher und Zeitungen, schauen Fernsehen und telefonieren vielleicht mehr. Doch der Eindruck, jemand sitze den ganzen Tag vor einem Computer oder habe ständig ein Smartphone in der Hand, unterstreicht eben perfekt die Annahme, dass Facebook und Co. süchtig machen. Daher wird diese Wahrnehmung eher selten hinterfragt, sie passt halt schön ins Bild.

Nur weil Social Media für manche Menschen – ich zähle mich da auch dazu – Teil ihres Lebens sind, sind diese noch lange nicht süchtig oder abhängig. Das gilt ausdrücklich nicht für die Fälle, in denen andere Lebensbereiche wie Schule, Ausbildung, Studium, Beruf oder Partnerschaft und Familie massiv unter exzessiver Social Media Nutzung leiden. Hier ist Hilfe – auch professionelle – notwendig. Doch das Label der Sucht sollte nicht voreilig auf alles angewandt werden, was unbekannt oder unverständlich ist. Hier sind Toleranz und die Bereitschaft zum Dialog deutlich sinnvoller als undifferenziertes Schubladen-Denken. Denn von einem Dialog können alle Seiten profitieren. Und das ist die Zeit und Energie doch wert, oder?

Porträt Christian Müller

Christian Müller

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Christian unterstützt als Kommunikationsberater Soziale Einrichtungen, Bildungsträger, KMU und Start Ups auf dem Weg in die digitale Kommunikation. Mit seinen Kunden entwickelt er Kommunikationsstrategien, schult Mitarbeiter und hilft dabei, die nötige Kompetenz inhouse aufzubauen. Das Ziel: Die individuell wichtigen Menschen zu erreichen, Gespräche zu initiieren und tragfähige (Kunden) Beziehungen aufzubauen.

Kommentare zu diesem Artikel

[…] Der Tenor all dieser Artikel ist erstaunlich ähnlich: Ohne Social Media, soziale Netzwerke und ständige Online-Kommunikation lebt es sich gut. Mit dieser „Erkenntnis“ – überrascht das wirklich irgendjemand??? – habe ich kein Problem, mit der Methode allerdings schon. Denn abschalten ist der falsche Weg. Medienkompetenzist gefragt. […]

[…] Der Tenor all dieser Artikel ist erstaunlich ähnlich: Ohne Social Media, soziale Netzwerke und ständige Online-Kommunikation lebt es sich gut. Mit dieser „Erkenntnis“ – überrascht das wirklich irgendjemand??? – habe ich kein Problem, mit der Methode allerdings schon. Denn abschalten ist der falsche Weg. Medienkompetenzist gefragt. […]

Alex L  |   20. August 2016 um 23:25 Uhr

Hi Christian,
puh, ein alter Blogpost wie ich hier sichten kann, aber dennoch kann ich es gut nachempfinden. Ich denke über mein SocialMedia-Verhalten auch oft genug nach und ich gehe damit gezielt um. Nur so und so viel Facebook und Twitter brauche ich im Blogger/Webmaster-Alltag und nicht mehr. Da muss ich auch schauen, dass noch gebloggt werden will und Feedback woanders möchte ich noch erzeugen. Das alles gehört zu meinem Blogger-Alltag und SocialMedia ist auch nur ein nützlicher Begleiter für mich als bloggende Person, nicht mehr und nicht weniger.

Als ich damals Facebook und Twitter entdeckte, wonach auch G+ hinzu kam, musste/wollte ich mehr Follower haben. Daher befasste ich mich dann natürlich täglich damit, um neue SocialMedia-Kontakte zu knüpfen. Heutzutage habe ich bereits etliche Verfolger in SocialMedia, muss mich aber dennoch nicht zurücklehnen – konsumiere etwas weniger von den SocialMedia Welten. Das ist für mich in Ordnung und darf auch keine Überhand gewinnen. Ich will mehr bloggen, feedbacken und mich auf den Blogs meiner KollegInnen austauschen. Dafür nehme ich mir mehr Zeit als für SocialMedia. Das mache ich sehr bewusst sogar.

In naher/ferner Zukunft wird es vermutlich so bleiben, weil ich mehr bloggen als etwas anderes machen will 🙂

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