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26.03.2015 Von: Christian Müller Lesedauer: 4 Minuten

Sozialarbeit und Journalisten: Einblicke ins Studium

Ein Gastbeitrag von Rebekka Sommer> Sozialarbeitsstudenten treffen im Rahmen eines Projektseminars an der Evangelischen Hochschule Freiburg ein Jahr lang Journalisten. Die Idee dazu entstand in einer mündlichen Prüfung – in meiner.

Vorgeschichte zum Studium: Die Idee wird geboren

Ich habe im Bachelor Soziologie und später, im Master, Soziale Arbeit studiert. In der Zwischenzeit war ich Freiberuflerin, unter anderem für eine Lokalzeitung, eine anzeigenfinanzierte Gratiszeitung und eine Zeitschrift. Die Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern, Ehrenamtlichen und Vereinen war für mich interessant, aber oft anstrengend.

Die Gründe waren vielfältig: Es gibt in dem Bereich selten Pressestellen und oft keine klaren Strukturen, was Pressearbeit angeht. Dafür aber oft Vorbehalte gegenüber „der Presse“. Beides beißt sich mit dem gern gehegten Missverständnis, Lokaljournalismus sei ein Gratisangebot zur Öffentlichkeitsarbeit, frei nach dem Motto: „Lade einen Medienvertreter ein und lass‘ ihn aufschreiben, was du denkst“?

Das haut nicht hin. Für meine Masterarbeit fragte ich Journalistinnen und Journalisten, wie sie die Soziale Arbeit sehen und ihre Themen verarbeiteten. Ich stieß auf offene Ohren bei meinen Prüfern, als ich ein weiterführendes Projekt vorschlug.

Das Seminar: Konzept und Inhalt

Das Projektseminar läuft über zwei Semester – eines ist bereits vorbei. Zwölf Bachelor-Studentinnen der Sozialen Arbeit nehmen teil. Wir starteten mit Inputs, Übungen und Diskussionen wie:

  1. Allgemeines zum Journalismus: Einkommen, Arbeitsfelder, Bedeutung des Lokaljournalismus
  2. Journalistische Darstellungsformen: Formate und Ressorts: Wie unterscheiden sich meinungs- von tatsachenbetonten Beiträgen? In welchen Ressorts findet sich die Soziale Arbeit klassischerweise wieder, welche könnten passen und was heißt das für unsere Medien-Arbeit?
  3. Funktionslogik von Sozialer Arbeit und Journalismus: Die Soziale Arbeit operiert nach dem Code „bedürftig / nicht bedürftig“, der Journalismus unter „relevant / nicht relevant“. Journalismus selektiert Themen nach ihrer Relevanz für ein bestimmtes Publikum, also „die Gesellschaft“, oder Teilbereiche davon. Welche Publikumsrollen passen zu Themen der Sozialen Arbeit?
  4. Wie schafft man Nutzwert für Leser: Klare, einfache Sprache, Untergliederung langer Texte mit ausgegliederten Faktenboxen, Frage / Antwort oder Wenn / Dann-Struktur, Information und Rat bieten und ähnliches.
  5. Experte sein: Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Expertentum aus Sicht des Journalismus.

Als Gastreferenten kamen eine Redakteurin und die Kampagnen-Verantwortliche eines Wohlfahrtsverbandes. Wir besuchten die Redaktion des Basler Strassenmagazins Surprise. Dann formten die Studierenden drei Kleingruppen: Krisen und Kampagnen, Krisen und Netzwerke, Bilder und Geschichten.

In dieser Konstellation interviewten sie Redakteure, freie Journalisten, Fotografen, Pressesprecher und Sozialarbeiter und präsentierten die Ergebnisse in Form eines Posters. Im nächsten Semester soll es unter anderem Workshops für Sozialarbeiter und Journalisten geben.

Feedback einer Studentin

Helena Hartl studiert Soziale Arbeit im sechsten Semester. Sie beschreibt ihr Interesse am Seminar so:

„Wir wollten wissen: Wie können wir Interesse für wichtige soziale Themen wecken? Wie können wir unsere Arbeit präsentieren – abseits von Sommerfesten und Fotos einer Spendenübergabe? Und wie tritt man überhaupt mit Journalisten in Kontakt?“

Zu Beginn des Semesters berichtete Helena Hartl, wie sie dank eines Ehrenamts einmal Gegenstand journalistischer Berichterstattung wurde.

„Der Journalist hat mich nach dem Gespräch gegoogelt und als Vorzeige-Jugendliche dargestellt“, erzählte sie, „dass merkte ich erst, als ich die gedruckte Zeitung in der Hand hielt: Es standen Dinge drin, über die wir gar nicht gesprochen hatten.“

Augenrollen im Seminar. Wie konnte die Person Helena Hartl zum Storytelling-Element „engagierte Jugendliche“ mutieren – so klischeehaft, ganz ohne ihr Einverständnis?

Poster Netzwerkarbeit und Journalismus

Die Interviews mit Medienmachern fanden teils in den Redaktionsräumen statt. Eine aufregende Situation für die meisten Studierenden, die hinterher im Seminar davon berichteten. Helena Hartl fasst die Erkenntnisse zusammen:

„JournalistInnen haben oft das Problem, dass Sozialarbeitende in Interviews sehr ausführlich antworten. Ihre fachspezifischen Formulierungen sind für Laien schwer verständlich. Umgekehrt fühlen sich Sozialarbeitende teilweise unverstanden und schränken die Öffentlichkeitsarbeit ein – meist auf das Foto der Spendenübergabe oder Berichte über die prekäre Lage einer Einrichtung.“

Journalismus und Soziale Arbeit sprechen unterschiedliche Sprachen, meint die Studentin. Der Weg zu einer gelingenden Zusammenarbeit liegt darin, die „andere Sprache“, die andere Denklogik zu verstehen. Sozialarbeitenden gehe in der Berichterstattung oft die Komplexität eines Themas verloren – jedoch müssten Themen kompakt präsentiert werden, um für die Öffentlichkeit ansprechend und verständlich zu sein.

„Das ist wichtig, denn die Soziale Arbeit könnte deutlich mehr zu den aktuellen Debatten beitragen – das zeigt sich zum Beispiel bei der Flüchtlingsthematik.“

Zudem schlussfolgert Helena Hartl aus den Interviews, dass JournalistInnen durchaus engagiert und an Themen der Sozialen Arbeit interessiert seien.

„Das wäre eine gute Gelegenheit, nicht nur über Problematisches zu sprechen, sondern auch die alltägliche Arbeit einmal darzustellen.“


Über die Autorin

Rebekka SommerRebekka Sommer (32) ist Lehrbeauftragte im Projektseminar „Journalismus und Soziale Arbeit“ an der Evangelischen Hochschule Freiburg, zusammen mit weiteren Dozenten. Seit letztem Sommer arbeitet sie als Texterin in einer Agentur – und nach wie vor gelegentlich als freiberufliche Journalistin.

Auf ihrem Blog vertieft sie die Frage, wie soziale Themen in die Medien gelangen.

Bildnachweis: gstockstudio by 123rf.com, Rebekka Sommer, Helena Hartl

Porträt Christian Müller

Christian Müller

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Christian unterstützt als Kommunikationsberater Soziale Einrichtungen, Bildungsträger, KMU und Start Ups auf dem Weg in die digitale Kommunikation. Mit seinen Kunden entwickelt er Kommunikationsstrategien, schult Mitarbeiter und hilft dabei, die nötige Kompetenz inhouse aufzubauen. Das Ziel: Die individuell wichtigen Menschen zu erreichen, Gespräche zu initiieren und tragfähige (Kunden) Beziehungen aufzubauen.

Kommentare zu diesem Artikel

[…] Christian Müller hat mich gebeten, aus dem Projektseminar “Journalismus und Soziale Arbeit” zu berichte. Das habe ich getan: Zum Beitrag. […]

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