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Vereinfachung – Wann die Botschaft die Mittel heiligt
„Die Botschaft heiligt die Mittel.“ – Dieses etwas veränderte geflügelte Wort steht im Kern meines heutigen Artikels. Inspiriert – oder sollte ich eher sagen: dazu gedrängt? – hat mich eine Diskussion auf Facebook, die durch meinen Artikel „Digital Natives – Von falsch verstandener Kompetenz“ ausgelöst wurde. In der Diskussion – hier gilt mein besonderer Dank Su Steiger und Stefan Reinig – kam auch zur Sprache, dass ich den Begriff „Digital Native“ im Artikel falsch verwende und korrekt „Digital Residents“ benutzen müsste. Das stimmt – und war Absicht. Wie in manch anderen Artikeln habe ich die Begriffe sprachlich nicht ganz exakt verwendet. Ja, das kommt öfter vor – und hat immer einen guten Grund.
Genauigkeit blockiert die Botschaft
Die Botschaft heiligt die Mittel.
Genau hier kommt das eingangs erwähnte geflügelte Wort zur Geltung. Oft – und der Artikel über Digital Natives ist dafür ein hervorragendes Beispiel – steht sprachliche Genauigkeit der Vermittlung einer wichtigen Botschaft im Weg, blockiert diese sogar vollständig. Hätte ich – um beim Beispiel zu bleiben – den Digital Native Artikel mit einer Begriffserklärung und der Unterscheidung zwischen Digital Natives und Digital Residents ergänzt, hätte ich damit deutlich weniger – relevante – Leser erreicht.
Mit „relevante Leser“ meine ich die Menschen, die ich mit dem Artikel ansprechen und erreichen wollte und will. Natürlich habe ich zahlreiche Leser – und Leserinnen – die sich die Unterscheidung durchgelesen hätten und natürlich sind mir diese Leser absolut wichtig. Doch die Menschen, die so genannten Digital Natives die im Artikel angesprochenen Kompetenzen zusprechen, hätten bei einer solchen Erklärung zumindest größtenteils aufgehört zu lesen und sich gelangweilt abgewandt.
Ja, es tut mir manchmal selbst weh, wenn ich Begriffe umgangssprachlich – und damit oft genug nicht korrekt – verwende. Doch solche sprachlichen Ungenauigkeiten sind manchmal wichtig, um die Botschaft vermitteln und Menschen erreichen zu können. Das erklärt auch, warum ich in manchen Videos, Podcasts und Artikeln Begriffe bewusst so verwende, wie sie oft verstanden werden – und nicht so, wie es ihrer exakten Bedeutung entspricht.
Abschließend möchte ich noch erklären, wie und wann ich entscheide, ob ich mich auf eine sprachlich ungenaue Verwendung einlasse. Die sprachliche Genauigkeit tritt für mich immer dann in den Hintergrund, wenn…
- … die von mir avisierte Zielgruppe meiner Meinung nach mit der umgangssprachlichen Bedeutung eines Begriffs mehr anfangen kann als mit der sprachlich korrekten.
- … ich der Meinung bin, dass der Artikel durch eine Erklärung schwerer lesbar wird und an Aussagekraft verliert.
- … die Botschaft mir sehr wichtig ist und unbedingt eindeutig und klar vermittelt werden soll.
- … die sprachlich exakte Bedeutung für die Aussage keine entscheidende Rolle spielt.
- … ich provozieren will und eine Vereinfachung dafür wichtig und sinnvoll ist.
- … der Begriff nur eine Nebenrolle spielt und für das Thema des Artikels nicht relevant ist,