• Twitter-Symbol
  • Facebook-Symbol
  • YouTube-Symbol
  • Xing-Symbol
  • LinkedIn-Symbol
  • Skype-Symbol
  • RSS-Symbol
04.06.2018 Von: Christian Müller Lesedauer: 4 Minuten

WhatsApp und Datenschutz in der kirchlichen und sozialen Arbeit: Ein Kommentar

Im Rahmen der DSGVO sind kirchliche und soziale Träger dazu gezwungen, sich endlich ernsthaft mit der aktuellen WhatsApp-Nutzung und Datenschutz zu befassen. Das begrüße ich. Doch leider bleibt die Diskussion oft in Problemen stecken, statt Lösungen zu suchen. (M)Ein Kommentar.

Vorweg ein Hinweis: Dieser Artikel ist bewusst als Kommentar benannt. Das bedeutet: Ich werde zwar die eine oder andere Lösung ansprechen, ein ausführlicher Artikel mit eingehender Beleuchtung der WhatsApp- und Datenschutzthematik folgt jedoch später.

Heute geht es mir in erster Linie um die Haltung, die ich in der WhatsApp- und Datenschutzdiskussion wahrnehme.

Kurz zur Einordnung: Mit Inkrafttreten der DSGVO sind kirchliche und soziale Träger – und natürlich auch Verbände und NGO – dazu gezwungen, die oft lange geduldete oder zumindest ignorierte WhatsApp-Nutzung ernsthaft anzugehen. Manche Bistümer und Kirchengemeinden reagieren mit einem generellen Verbot von WhatsApp und Messengern grundsätzlich.

Auch wenn ich die Haltung auf Nummer sicher zu gehen verstehen kann: Generelle Verbote ohne Nennung von Alternativen sind sinnlos und haben noch nie funktioniert.

Warum ist WhatsApp ein Sonderfall?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

WahtsApp steht bei der Diskussion um Datenschutz in der kirchlichen und sozialen Arbeit aus drei Gründen im Fokus:

  1. Es ist in Deutschland und vielen anderen Länder einer der am weitesten verbreiteten Messenger. Und WhatsApp wird laut ARD und ZDF Onlinestudie stärker genutzt als Facebook und andere Netzwerke.
  2. Das Eintrittsalter liegt seit einiger Zeit bei 16 Jahren. Da aber gerade in der Jugendarbeit und der ehrenamtlichen Arbeit, nicht nur aber eben auch im kirchlichen Kontext, viele WhatsApp-NutzerInnen jünger als 16 sind, dürfte dieser Messenger eigentlich gar nicht mehr genutzt werden.
  3. Der größte Kritikpunkt in Sachen Datenschutz: WhatsApp verlangt zumindest bei der Ersteinrichtung Zugriff auf das Adressbuch und kopiert es auf die WhatsApp-Server. Eigentlich bräuchte man für diesen Schritt die schriftliche Einwilligung aller im Adressbuch befindlichen Kontakte. Außerdem gibt WhatsApp, ebenfalls seit kurzem, auch Daten an Facebook weiter.

Wichtig: Aus technischer Sicht ist WhatsApp sicherer als die klassische, unverschlüsselte E-Mail. Die Chats im grünen Messenger sind verschlüsselt und, so die Aussage von WhatsApp, die Inhalte der Chats damit nicht auslesbar.

Lasst uns konstruktiv über den Umgang mit WhatsApp und Datenschutz sprechen

Angesichts möglicher hoher Bußgelder, verhängt durch Datenschutzbehörden, nicht durch Abmahnungen, bei Datenschutzverstößen ist es verständlich, das manche Träger und Bistümer jetzt absolut reagieren.

Leider sind das jedoch nicht nur vereinzelte Reaktionen. Hier wird ein Grundhaltung deutlich, die sich auch in Fachdiskussionen – on- wie offline – zeigt.

Die einen nehmen den Verstoß gegen Datenschutzregelungen achselzuckend zur Kenntnis und kommentieren lapidar, das ein Verbot an der Lebenswirklichkeit der KlientInnen und Sozialarbeitenden vorbei gehe. Sie nutzen WhatsApp weiter. Die möglichen Konsequenzen tragen KlientInnen und Träger.

Die anderen wollen am liebst, ich überspitze bewusst, zurück zur rein persönlichen Arbeit, vielleicht noch zu Telefon und Fax, aber auf keinen Fall zu Internet gestützten Kommunikationsformen.

Diese beiden Extreme machen eine produktive und fachlich sinnvolle Diskussion fast unmöglich. Meine Bitte in diesem Kommentar ist daher:

Bitte lasst uns gemeinsam Datenschutz ernst nehmen. WhatsApp und andere Dienste sind unbestreitbar wichtig, sie haben jedoch ebenso unbestreitbare Probleme und Nachteile. Statt über Verbote zu lamentieren oder achselzuckend berechtige Bedenken beiseite zu wischen wünsche ich mir eine Fachdiskussion über Lösungen.

Ausführlich werde ich solche Lösungsmöglichkeiten in dem eingangs erwähnten späteren Artikel angehen. Ich sammle noch und freue mich über jegliche ernst gemeinte Hinweise und Vorschläge.

Da das aber ein unbefriedigendes Ende des Artikels wäre, weise ich abschließend auf das beispielhafte Setup von Lutz Neumeier auf Neumedier hin. Er beschreibt in einem umfangreichen PDF-Dokument, wie sich WhatsApp – mit zugegeben nicht ganz unerheblichem technischen Aufwand – DSGVO konform in der kirchlichen Kommunikation einsetzen lässt. Sein Ansatz lässt sich auch auf die Situation vieler Sozialarbeitender adaptieren.

Und da ich will, dass die Besucher zu Lutz gehen und seine Seite Besuchen, seine Arbeit ist das wert, verkneifen ich mir hier eine Kurzversion des Setups. 🙂

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Neben diesem technisch anspruchsvollen Ansatz kann ich abschließend die Messenger Threema for Work – in einer Bildungsversion auch für NGO günstiger erhältlich – Signal (eine Empfehlung von Edward Snowden, wenn auch ohne Datenverarbeitungsvertrag und damit nicht ganz DSGVO konform) und Telegram (auch wenn die Macher in Osteuropa sitzen) empfehlen. Rechtlich am sichersten ist von allen vorgestellen Threema for Work. Die KollegInnen von mobilsicher haben die Messenger vorgestellt.

Wer den Messenger lieber auf dem eigenen Server installieren will und kann, findet in RocketChat eine Alternative.

Alles nett, aber die nutzt keiner. Wir bekommen unsere KlientInnen nicht von WhatsApp weg.

Dieses Argument höre ich jedes Mal, wenn ich diese Alternativen aufzeige. Natürlich ist WhatsApp bereits bekannt und weit verbreitet. Und ja, es ist Arbeit, KlientInnen auf andere Messenger zu bringen.

Aber genau das wünsche ich mir: Das wir darüber diskutieren, wie das gelingen kann und wie wir in der kirchlichen und sozialen Arbeit – und in NGO und Verbänden – konstruktiv mit dem Thema umgehen. Wir müssen darüber diskutieren und ausprobieren, wir müssen ins Tun kommen, ich weiß, klingt klischeehaft, und mit Beispielen zeigen, was geht. Eine Ja-aber-Mentalität verhindert das.

Jetzt freue ich mich auf deine Meinung und die Diskussion in den Kommentaren.

Porträt Christian Müller

Christian Müller

Twitter-Symbol Facebook-Symbol YouTube-Symbol Soundcloud-Symbol Xing-Symbol LinkedIn-Symbol Skype-Symbol

Christian unterstützt als Kommunikationsberater Soziale Einrichtungen, Bildungsträger, KMU und Start Ups auf dem Weg in die digitale Kommunikation. Mit seinen Kunden entwickelt er Kommunikationsstrategien, schult Mitarbeiter und hilft dabei, die nötige Kompetenz inhouse aufzubauen. Das Ziel: Die individuell wichtigen Menschen zu erreichen, Gespräche zu initiieren und tragfähige (Kunden) Beziehungen aufzubauen.

Kommentare zu diesem Artikel

Lucia  |   6. Januar 2021 um 11:19 Uhr

Das Argument, wir bekämen die Klienten nicht von Whatsapp weg, zählt für mich nicht. Wir brauchen ohnehin ständig Einverständniserklärungen, Entbindung der Schweigepflicht etc. um uns austauschen zu können. Da ist es doch möglich kurz zu erklären über welchen Messenger man erreichbar ist und warum. Und wenn es dem/der Klienten*In wichtig ist uns bequem zu erreichen, dann wird er/sie sich die 5min Zeit nehmen die entsprechende App zu installieren.
Mich stört, dass Arbeitgeber selten klar Stellung beziehen. Da gibt es dann Aussagen wie „whatsapp auf keinen Fall…aber wenn es sein muss, signal ist ok…aber auch nicht ganz.“ Die Entscheidungsverantwortung wird hin und her geschoben und so oder so bewegt man sich in einer rechtlichen Grauzone.

Christian Müller  |   6. Januar 2021 um 12:23 Uhr

Hallo Lucia,

danke für deinen Kommentar.

Beim Punkt der Verantwortung stimme ich dir zu, die liegt auch meiner Meinung nach klar beim Arbeitgeber und darf nicht auf die einzelnen Arbeitnehmenden abgewälzt werden. Das ist nicht fair oder sinnvoll.

Was die Klient:innen angeht: Ich kann deine Position verstehen, sehe es jedoch ein wenig anders. Wir haben schon eine Verantwortung, auch die positiven Argumente aus Sicht der Klient:innen zu finden und zu bringen. Wenn wir deutlich machen, wie die Alternativen den Klient:innen nutzen, wird der Umstieg für alle einfacher. Die Arbeit sollten wir uns schon machen und nicht nur aus Organisationssicht argumentieren.

Viele Grüße,
Christian

Einen Kommentar schreiben

* Pflichtfeld / ** Wird nicht veröffentlicht!

 
Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten elektronisch erhoben und gespeichert werden.
Mehr dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an cm@sozial-pr.net widerrufen.
 
Navigation