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25.10.2012 Von: Christian Müller Lesedauer: 3 Minuten

Zensur – Warum der übertriebene Gebrauch des Wortes gefährlich ist

Zensur – dieses Schlagwort wird im Internet – vor allem in den sozialen Netzwerken – gerne und oft verwendet. Ein Kommentar wurde entfernt? Zensur! Beiträge werden bearbeitet oder gelöscht? Zensur! Doch was ist Zensur eigentlich? Kurz gesagt: Informationskontrolle mit dem Ziel, bestimmte Standpunkte und Meinungen zu betonen und andere auszublenden. Der ursprüngliche Begriff bezog sich dabei auf das Handeln staatlicher Stellen. In den Social Media sehen sich jedoch auch Unternehmen und Betreiber von Facebook-Seiten mit dem Vorwurf der Zensur konfrontiert.

Leider wird dabei oft emotional und unreflektiert reagiert und der Begriff unpassend verwendet. Das ist mehr als nur bedauerlich, der inflationäre Gebrauch des Zensur-Begriffs stellt eine echte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie dar.

Der Betreiber einer Facebook-Seite hat beispielsweise das Recht, jeden ihm unangenehmen Kommentar ohne Angabe von Gründen zu löschen. Zensur ist das jedoch nicht, höchstens schlechter Stil. Es ist nicht die Aufgabe von Unternehmen und Seitenbetreibern, die Meinungsfreiheit in Deutschland zu verteidigen. Achtet bitte genau auf die Formulierung: Es ist nicht deren Aufgabe – von der moralischen Verpflichtung – die ich durchaus sehe – habe ich nicht gesprochen.

In der Beratung lautet mein Grundsatz: Das Löschen von Kommentaren ist in Ordnung, wenn es auf der Grundlage klarer Regeln stattfindet und offen kommuniziert wird. Beleidigende, rassistische, fundamental religiöse oder einfach schwachsinnige Kommentare, in denen Menschen nur schimpfen und stänkern wollen, haben auf einer gut moderierten Seite nichts zu suchen. Ihr glaubt nicht, was ich hier im Blog an Troll-Kommentaren gar nicht erst freischalte.

Die Gefahr der Gewöhnung

Doch warum soll die häufige und inflationäre Verwendung des Zensur-Begriffes eine Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie sein? Gegenfrage: Ihr kennt die Geschichte vom Jungen und dem Wolf? Nein? Die Kurzfassung: Ein Jungen sollte eine Schafherde hüten. Als ihm langweilig wurde, rief er irgendwann einfach mal laut „Wolf“. Natürlich kamen alle Schäfer angestürzt, der Junge freute sich über die Abwechslung und wiederholte das Spiel einige Male. Irgendwann ignorierten die Schäfer seine Rufe – auch, als tatsächlich ein Wolf kam und die Schafe des Jungen riss.

Genau diese Gefahr sehe ich auch beim Schlagwort Zensur. Wenn es ständig – und oft völlig unpassend – verwendet wird, gewöhnen sich die Menschen daran. Das Wort verliert seine abschreckende und alarmierende Wirkung, Fälle echter Zensur gehen dann im Grundrauschen unter und lösen eben nicht den Protest aus, der sinnvoll wäre.

Nein, ich mache daraus jetzt garantiert keine Verschwörungstheorie. Diesen Prozess lenkt niemand, der entsteht schon von selbst. Es ist einfach nur ein nachlässiger und unsauberer Umgang mit Sprache. Doch Sprache prägt die Wahrnehmung der Umgebung und beeinflusst maßgeblich Werte und Maßstäbe. Daher sollten wir alle mit dem Zensur-Begriff achtsamer und bewusster umgehen. Alles andere ist gefährlich.

Porträt Christian Müller

Christian Müller

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Christian unterstützt als Kommunikationsberater Soziale Einrichtungen, Bildungsträger, KMU und Start Ups auf dem Weg in die digitale Kommunikation. Mit seinen Kunden entwickelt er Kommunikationsstrategien, schult Mitarbeiter und hilft dabei, die nötige Kompetenz inhouse aufzubauen. Das Ziel: Die individuell wichtigen Menschen zu erreichen, Gespräche zu initiieren und tragfähige (Kunden) Beziehungen aufzubauen.

Kommentare zu diesem Artikel

[…] ist jetzt keine Verteidigung, doch diese ist auch gar nicht nötig. Um das noch mal klar zu sagen: Von Zensur kann hier absolut keine Rede sein! Hier die Definition der […]

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