Barcamps bieten hervorragende Lern- und Netzwerkchancen. Das erste Barcamp Soziale Arbeit ist dabei keine Ausnahme. Eine Veranstaltung die der Sozialen Arbeit gut tut und nach einer Fortsetzung verlangt.
Die Einleitung lässt es bereits erahnen: Ich bin ein überzeugter Barcamp Fan und habe in den letzten Jahren einige Events dieser Art besucht. Eine kurze Definition von der Website des ersten Barcamps Soziale Arbeit:
Barcamps sind ein partizipatives Format. Alle Teilnehmenden können und sollen sich einbringen, sei es als Sessiongebende oder als aktive Teilnehmende. Ziel ist es, einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen.
Bei einem Barcamp gestalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Agenda und die Sessions. Jede und jeder ist dazu eingeladen sich mit einem eigenen Themenslot zu beteiligen. Dabei muss es kein Vortrag sein. Auch Workshops, Fragerunden, Diskussionen und vieles mehr ist möglich.
Genau so war es auch beim ersten Barcamp Soziale Arbeit. Ich konnte nur am zweiten Tag teilnehmen, doch den fand ich hervorragend. Im Folgenden teile ich nicht nur meinen Rückblick. Ich versuche auch aufzuzeigen, warum es meiner Meinung nach ein weiteres Barcamp Soziale Arbeit braucht und warum das Format für Sozialarbeitende, Einrichtungen und Träger sinn- und wertvoll ist.
Kollegialer und kreativer Austausch beim Barcamp
Das erste Barcamp Soziale Arbeit wurde von der Caritas – in Person von Sabine Depew – und Johannes Mirus und Sascha Foerster von bonn.digital organisiert. Daher kam es zu einer interessanten, kreativen und für mich spannende Mischung.
Einerseits waren erstaunlich viele Fachfrauen und Fachmänner der Sozialen Arbeit – naturgemäß mit Caritas-Überhang – vor Ort, andererseits waren zahlreiche digital und online aktive Kommunikatoren anwesend. Diese Mischung sorgte für Diskussionen und Sessions, die von ihrer Vielfalt und teilweise sehr unterschiedlichen Standpunkten und Sichtweisen lebten.
In der Session von Sabine Depew ging es beispielsweise um die Idee eines Social Innovation Labs für die Caritas. Ein solches Lab würde vergleichsweise frei neben den Strukturen der Caritas agieren und könnte als Raum dienen, in dem neue Ideen entwickelt und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden.
Barcamps als gelebte soziale Agilität: Mein Review zum #sozialcamp https://t.co/zLwk1buLEG pic.twitter.com/omprcSQJvS
— Hendrik Epe (@HendrikEpe) December 4, 2016
Solche Formate und Ansätze kenne ich bisher primär aus dem Start Up und Social Entrepreneur Bereich. Für mich war es daher eine überraschende – und willkommene – Initiative, solche Modell auch im Caritas Kontext zu sehen.
Diese positive Haltung wurde natürlich nicht von allen geteilt. Die Diskussion zum Social Innovation Lab zeigte für mich, dass die Bedenken und Fragen begründet und konstruktiv waren. Es herrschte keine Verweigerungshaltung, sondern die Bereitschaft, aus verschiedenen Perspektiven aufeinander zuzugehen und an Themen zu arbeiten.
Digitales tut sich schwer um Sozialbereich
Die Session von Annette Schwindt – sie war via Skype zugeschaltet – trug einen passenden Titel „Wie ich digital helfen wollte und niemand es verstand“. Sie berichtete über ihre Erfahrung bei dem Versuch, gemeinnützige Organisationen und NGO kostenlos in digitalen Themen zu beraten. Annette hat zu ihrer Session auch gebloggt.
Sicher, Skype kann hier eine Hürde sein. Doch viele der von Annette beschriebenen Probleme kenne ich aus eigener Erfahrung. Es ist nicht immer leicht, die verschiedenen Haltungen und Ansätze zusammenzubringen und digitale Möglichkeiten im Sozialbereich zu nutzen.
Bevor das jetzt jedoch negativ klingt: Es bewegt sich aktuell sehr viel in der Soziale Arbeit, auch im digitalen Bereich. Seite Ende 2015 nehme ich eine Aufbruchsstimmung und eine neue Offenheit gegenüber digitalen Themen wahr.
Allerdings geht diese auch mit Risiken einher. Denn bei aller Euphorie: Digitalisierung und digitale Kommunikation sind keine Allheilmittel. Schon gar nicht für die Soziale Arbeit.
Inspirierender Austausch: Warum sich Barcamps für soziale Träger lohnen
Diese Meinung vertritt auch Hendrik Epe und hat sie schon im Vorfeld des ersten Barcamps Soziale Arbeit in einem eigenen Artikel klar formuliert. Mein Lieblingszitat aus seinem Artikel:
Hier müssen wir zu einer wirklichen Veränderung, zu einer wirklichen Entwicklung, kommen, die dringend notwendig ist. Aber diese wirkliche Entwicklung, diese Veränderung, diese Transformation der Sozialen Arbeit beginnt und endet nicht in der Nutzung irgendwelcher Technologien!
Digitalisierung und digitale Kommunikation bieten enorme Chancen, doch die Soziale Arbeit sollte dadurch nicht ihren Kern und ihre wichtigen Aufgaben uas dem Blick verlieren. Schlussendlich hängt es auch beim Digitalen davon, wie es – sinnvoll – genutzt wird.
Bevor ich jedoch abschweife zurück zum Barcamp Soziale Arbeit, das sich online mit dem Hashtag #sozialcamp auf Twitter nachverfolgen lässt. Hier die dazu passende Twittersuche.#sozialcamp-Tweets
Ich konnte viele Menschen, unter anderem auch Hendrik Epe, persönlich treffen, hatte tolle Gespräche und inspirierenden Austausch. Und da sind auch meine Argumente für soziale Träger, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meiner Meinung nach unbedingt auf Barcamps schicken sollten. Die Gründe dafür:
- Auf Barcamps kommen Menschen verschiedener Arbeitsbereiche und Erfahrungshintergründe zusammen. Dadurch können Impulse entstehen, die bei klassischen Weiterbildungen eher selten sind.
- Es können Kontakte mit Sozialarbeitenden verschiedener Professionen entstehen.
- Es werden Themen diskutiert, die sonst innerhalb der Organisation eher nicht angesprochen werden oder gar nicht erst aufkommen.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können neues Wissen mitnehmen und neue Perspektiven erhalten.
- Auf einem Barcamp kann fachlicher Austausch in ungezwungener Atmosphäre stattfinden und neuen Ideen können entstehen.
All diese Punkte machen Barcamps aus meiner Sicht zur optimale Weiterbildungsform. Diesen Punkt habe ich vor kurzem auch in einem Zielbar Artikel ausführlich beleuchtet.
Mein Fazit: Das erste Barcamp Soziale Arbeit war eine tolle Veranstaltung, die auf jeden Fall eine Fortsetzung braucht. Und ich empfehle sozialen Trägern und Einrichtungen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf solche Barcamps zu schicken und die Chancen zu nutzen.
Mehr Informationen – und alle bisher erschienen Artikel – zum Barcamp Soziale Arbeit finden Sie bei Bonn.Camp.
Herzlichen Dank an das gesamte Organisationsteam. Ich bin bei der nächsten Auflage auf jeden Fall dabei!
Rückblick und Berichte vom #sozialcamp: https://t.co/9BW2tZNqQF
— Bonn.digital (inaktiv) (@Bonndigital) December 6, 2016
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