Es ist Freitag, der 25.10.2024, und die ersten Teilnehmenden treffen im Veranstaltungszentrum Kaue des Sozialwerks St. Georg in Gelsenkirchen ein. In wenigen Minuten beginnt das erste Fachcamp Soziale Arbeit und damit ein Experiment, das Monate vorher mit einer gemeinsamen Frage von Hendrik Epe, auch bekannt als ideequadrat, und mir seinen Anfang nahm.
Die Frage war simpel:
Wo gibt es eigentlich kleine, offene und lokal ausgerichtete kollegiale Austauschformate ohne festes Programm?
Bei unserer Recherche fanden wir zwar viele tolle Events – sei es das SocialBarcamp des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Schleswig-Holstein in Kiel, das Kooperationsformat Social. Innovation.Now, das von mehreren Fachverbänden im KSI Aura ausgerichtet wird, oder das Barcamp-Format von AWO und DRK – doch alle waren uns, rein subjektiv, zu groß und teilweise auch zu strukturiert.
Nach einigen gedanklichen Iterationen landeten wir dann bei der Idee, ein kleines, lokal ausgerichtetes Barcamp mit dem Themenfokus Soziale Arbeit durchzuführen. Da wir uns aber die Freiheit erhalten wollten, bei Bedarf von den reinen Barcamp-Regeln abzuweichen, wählten wir einen angelehnten Namen: das Fachcamp Soziale Arbeit.
Sponsoren, Vertrauen und der Sprung ins kalte Wasser
Idee und Konzept waren also relativ schnell fertig, die Suche nach einem Sponsor war jedoch, verständlicherweise, etwas schwieriger. Wer investiert schon gerne in ein neues, bisher völlig unerprobtes Format?
Es stellte sich heraus: Das Sozialwerk St. Georg fand die Idee so gut, dass sie uns als Sponsor unterstützten und die wirklich tolle Location organisierten. Danke an dieser Stelle vor allem an Holger Gierth, ohne den dieses Sponsoring und damit das erste Fachcamp Soziale Arbeit nicht möglich gewesen wären.
Und danke an das Team von socialnet, das das Fachcamp in seinem viel genutzten Kalender aufgenommen und uns ebenfalls als Sponsor unterstützt hat.
All diese Puzzleteile kamen zusammen, damit Hendrik und ich am 25.10.2024 in Gelsenkirchen gespannt, aber auch erstaunlich gelassen die ersten Teilnehmenden begrüßen konnten.
Etwas mehr als 40 Menschen, Fachkräfte und Studierende der Sozialen Arbeit sowie Interessierte aus anderen Bereichen, waren gekommen. Die Vorstellungsrunde war das erste positive Zeichen: Alle hielten sich an die Barcamp-Regeln, es gab keine langatmigen Vorstellungen. Danke dafür – und natürlich für euer Vertrauen und eure Neugier auf das neue Format.
Lief die Vorstellungsrunde schon gut, wussten wir spätestens bei der Session-Planung, dass der Tag gut werden würde.
Spannende Sessions und viel kollegialer Austausch
Unsere Sorge, es könnten zu wenige Sessions zusammen kommen, war in wenigen Minuten verflogen. Tatsächlich kamen so viele Sessions zusammen, dass wir das eigentlich nur als Back Up geplante Café als Session-Raum nutzten.
Die thematische Bandbreite reichte New Work über Storytelling, Digitalisierung und KI bis hin zur Lehre in der Sozialen Arbeit, Adultismus und dem Umgang mit dem anstehenden und bereits begonnenen Generationenwechsel in Einrichtungen und Diensten der Sozialen Arbeit.
Der bereits erwähnte Holger Gierth berichtete unter dem Titel „Wir arbeiten nicht mit Nazis“ von den Erfahrungen des Sozialwerks St. Georg mit dieser klaren und öffentlichen Positionierung, die nicht immer nur positiv waren. Wenn euch diese Klarheit anspricht, werft gerne mal einen Blick auf die offenen Stellen des Sozialwerks ;).
Mich hat vor allem der Einsatz der teilnehmenden Studierenden begeistert. Ihre Beiträge haben für mich drei Aspekte deutlich gemacht:
- Wir müssen in der Sozialen Arbeit unbedingt multiprofessionell und multigenerational arbeiten und denken. Einfacher gesagt: Wir brauchen sowohl erfahrene Fachkräfte als auch neue und angehende Fachkräfte in unseren Teams und bei der Bearbeitung von Fragen und Herausforderungen.
- Die Fragen, die sich in und für die Lehrer der Sozialen Arbeit stellen, haben sich seit meinem dualen Studium – ich fühle mich beim Schreiben dieser Zeilen ein wenig alt – nicht verändert. Ihre Bedeutung und die Notwendigkeit der Modernisierung der Lehre sind durch die Entwicklungen der letzten Jahre, sei es digital, sozial oder politisch, jedoch deutlich gewachsen.
- Die Profession der Sozialen Arbeit braucht deutlich mehr Selbstbewusstsein, keine neue Erkenntnis, und mehr Fachkompetenz in der Lehre. Versteht das bitte nicht als Vorwurf an die heute Lehrenden, doch wenn ich höre und erlebe, dass manche Studiengänge komplett von Referierenden geleitet werden, die selbst keinerlei Kompetenz und Erfahrung in der Sozialen Arbeit haben, wundere ich mich nicht über das nur schwach ausgeprägte professionelle Selbstverständnis manch angehender Fachkraft.
Neben diesen Erkenntnissen durfte ich beim ersten Fachcamp Soziale Arbeit viel lernen, Buchempfehlungen mitnehmen und tolle Menschen kennenlernen.
Wenn Hendrik und ich das Feedback der Teilnehmenden anschauten, ging es ihnen genau so.
Es klingt nach Eigenlob, ist jedoch ein Kompliment und großer Dank an die Teilnehmenden, die Sponsoren und natürlich Hendrik als hervorragender Orga-Partner, wenn ich schreibe: Das erste Fachcamp Soziale Arbeit war ein voller Erfolg und hat unsere Erwartungen übertroffen!
Danke allen, die das möglich gemacht haben!
Das Fachcamp Soziale Arbeit in Zukunft
Nach diesem gelungenen Auftakt planen wir natürlich weitere Fachcamps. Erste Gespräche mit möglichen Sponsoren beginnen aktuell, wenn ihr mit eurer Organisation Interesse habt, meldet euch gerne bei Hendrik oder mir.
Drei Aspekte solltet ihr dabei auf dem Schirm haben:
- Wir suchen primär einen Location- und Catering-Sponsor. Wenn ihr beides stellen und organisieren könnt, braucht es nicht unbedingt finanzielles Sponsoring.
- Das Fachcamp Soziale Arbeit hat bewusst einen offenen, lokalen und kollegialen Charakter. Wir peilen 40 bis 60 Teilnehmende aus einem jeweils primär regionalen Einzugsgebiet an. Und das Format wird immer offen durchgeführt und ist keine reine Inhouse-Veranstaltung.
- Das erste Fachcamp Soziale Arbeit war, bis auf den Fokus Soziale Arbeit, thematisch offen. Da die Frage im Vorfeld immer wieder kam, haben wir uns entschieden: Es kann auch Fachcamps geben, die sich auf bestimmte Arbeits- oder Themenbereiche in der Sozialen Arbeit fokussieren. Das können wir besprechen.
Die Teilnehmenden des ersten Fachcamps haben uns viel Positives und noch mehr hervorragendes, konstruktives Feedback gegeben, mit dem wir die nächsten Fachcamps noch besser organisieren und gestalten werden.
Wann und wo die nächste Ausgabe stattfinden wird, wissen wir noch nicht, wenn ihr wollt, könnt ihr euch jedoch in unsere Fachcamp-E-Mail-Liste eintragen und wir informieren euch. Keine Sorge: Die Liste nutzen wir wirklich nur für die Fachcamp-Kommunikation, wir spammen euch nicht zu und nutzen die E-Mail-Adressen auch nicht anderweitig.
Abschließend kann ich nur meinen Dank an alle Beteiligten, besonders an Hendrik, wiederholen, ohne die das Fachcamp Soziale Arbeit nicht existieren würde.
Wann und wo auch immer es weiter geht: Ich freue mich sehr darauf und lade euch schon heute herzlich ein!
P.S.: Da auch diese Frage einige Male kam: Die Dokumentation des Fachcamps steht den Teilnehmenden zur Verfügung, ist aber nicht öffentlich, um dort auch einen aktiven Austausch zu ermöglichen.
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