Wie wäre es, ein KI-Werkzeug zu haben, das auf die von euch ausgewählten Quellen zugreift, für Rat- und Hilfesuchende – oder Kollegen und Kolleginnen – kostenlos verfügbar ist und von euch trainiert werden kann? Und das mit sehr überschaubarem Aufwand? Das geht: mit eigenen GPT.
Die Abkürzung GPT steht dabei Generative Pre-trained Transformer. Kurz gesagt ist es KI-Werkzeug, das ihr nach euren Wünschen und mit euren Daten trainieren könnt. Aktuell bietet ChatGPT den einfachsten Weg, ein solches GPT anzulegen.
Auf die Chancen und Anwendungsmöglichkeiten gehe ich später im Artikel noch ein. Zu Beginn nur drei Faktoren, die ein eigenes GPT in ChatGPT für soziale Organisationen interessant machen:
- Ihr könnt die KI auf von euch ausgewählte und fachlich geprüfte Daten zugreifen lassen.
- Ihr könnt Fachwissen mit Kolleginnen und Kollegen oder Rat- und Hilfesuchenden teilen und eure GPT zur Nutzung bereitstellen.
- Da ChatGPT von zahlreichen Menschen verwendet wird, kann ein eigenes GPT auch ein guter Kontaktpunkt oder Informationskanal sein, um eure fachlichen Themen niedrigschwellig zu vermitteln.
Euer eigenes GPT: ChatGPT individuell optimieren und nutzen
Ein eigenes GPT ist eine maßgeschneiderte Version von ChatGPT, die speziell auf eure Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ihr könnt festlegen, wie der Chatbot sich verhalten soll und welche Wissensquellen er nutzen darf. Das ist besonders nützlich, wenn ihr spezifische Anforderungen habt, die über die Standardfunktionen von ChatGPT hinausgehen.
Anleitung: Schritt für Schritt zum eigenen GPT
Ein kleiner Hinweis vorweg: Um ein eigenes GPT zu erstellen, benötigt ihr mindestens den kostenpflichtigen ChatGPT Plus Tarif für circa 20,00 Euro im Monat. Nutzen könnt ihr GPTs auch mit einem kostenlosen Konto erstellen, jedoch nur mit einem Plus-Account oder einem der höheren Tarife.
Schritt 1: Anmeldung und Zugang

- Anmeldung bei ChatGPT.com: Meldet euch bei ChatGPT – bitte wirklich ChatGPT.com und nicht einem der zahlreichen Nachahmer – an und navigiert zum GPT Store in der Seitenleiste links. Der Menüpunkt heißt dort „GPTs“. Dies ist der erste Schritt, um Zugang zu den Tools zu erhalten, die ihr benötigt, um euer eigenes GPT zu erstellen.
- GPT Builder öffnen: Klickt oben rechts auf „Erstellen“, um den GPT Builder zu öffnen. Der GPT Builder ist das Werkzeug, mit dem ihr euer eigenes GPT anlegt. Dort habt ihr zwei Möglichkeiten, euer GPT anzulegen.
Schritt 2: Konfiguration

Ihr habt zwei grundsätzliche Wege, euer GPT anzulegen. Der erste besteht darin, auf „Erstellen“ zu klicken und dann im Chat zu beschreiben, was für ein GPT ihr erstellen wollt. Im Grunde promptet ihr hier euer GPT und der GPT Builder stellt euch bei Bedarf Fragen dazu.
Wenn ihr euer GPT so erstellt habt, könnt ihr es mit der Option „Konfiguration“ optimieren. Alternativ startet ihr direkt bei „Konfigurieren“ und geht die folgenden Optionen manuell an.
- Name und Beschreibung: Gebt eurem GPT einen Namen und eine Beschreibung. Der Name sollte kurz und prägnant sein. Wenn ihr das GPT veröffentlichen wollt, denkt bitte auch an die Wirkung und Findbarkeit des Namens. Eine klare und präzise Beschreibung hilft anderen Nutzern zu verstehen, wofür euer GPT gedacht ist und wie es ihnen helfen kann. Ein Logo oder Symbolbild könnt ihr auch hochladen. Wenn ihr euer GPT später veröffentlicht, dient auch dieses Symbolbild der Findbarkeit.
- Hinweise: Hier definiert ihr, welche Rolle euer GPT übernehmen und welche Aufgaben er erledigen soll. Soll es Blogartikel schreiben, Daten analysieren oder Kundenanfragen beantworten? Gibt es Antworten auf bestimmte Fragen? Dieser Schritt ist entscheidend, da er die Funktionen und den Nutzen eures GPTs bestimmt. Nehmt euch unbedingt Zeit, um die Hinweise sauber und vollständig zu formulieren.
- Gesprächsaufhänger: Hier könnt ihr vordefinierte Themen und Fragen anlegen, mit denen euer GPT Gespräche starten soll. Dies kann helfen, die Interaktion mit den Nutzern zu erleichtern und sicherzustellen, dass die Gespräche in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Über diese Gesprächsaufhänger könnt ihr Nutzerinnen und Nutzern auch einen schnellen Eindruck davon geben, was euer GPT für sie leisten kann.
Schritt 3: Wissen hochladen

- Dateien hochladen: Ladet die Daten hoch, die euer GPT als Wissensbasis nutzen soll. Als Format empfehle ich hier PDF-Dokumente, da diese technisch besser strukturiert sind als andere Datei-Formate und daher besser analysiert werden können. Die hier hochgeladenen Dokumente sind entscheidend dafür, welche Informationen euer GPT für seine Antworten verwendet, sie dürfen daher ruhig umfangreich sein. Dass ihr nur Material verwendet, an dem ihr das Urheberrecht oder die entsprechenden Nutzungsrechte habt und dass ihr keine personenbezogenen Daten eingebt, versteht sich von selbst.
- Testen und Anpassen: Grundsätzlich solltet ihr euer GPT während der Erstellung immer wieder testen und bei Bedarf anpassen. Hier sprechen wir von einem iterativen Prozess, bei dem ihr sicherstellt, dass euer GPT genau das tut, was ihr wollt, und dass er den Nutzern die bestmögliche Erfahrung bietet.
- Funktionen: Bei diesem Punkt könnt ihr entscheiden, über welche Fähigkeiten euer GPT verfügen soll. Soll es auf das Internet zugreifen können? Sind Canvas – im Grunde Arbeitsbereiche in ChatGPT, in denen Nutzer direkt am Text arbeiten können – vorgesehen? Soll Bild- und Code-Generierung möglich sein? Hier entscheidet ihr es
- Neue Aktionen erstellen: Dieser Bereich ist etwas fortgeschrittener. Wenn ihr Dienste und Tools außerhalb von ChatGPT nutzen wollt, könnt ihr hier die dafür notwendigen API-Daten – also die Programmierschnittstellen der Dienste – hinterlegen. Euer GPT kann dann diese externen Dienste nutzen. Wenn der Begriff API für euch nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch gehört, empfehle ich, euer GPT erstmal ohne Aktionen zu erstellen und euch mit dem hier verlinkten Hilfeartikel von ChatGPT zu befassen.
Schritt 4: Veröffentlichen

- Speichern und Veröffentlichen: Wenn ihr fertig seid, habt ihr oben rechts den Button „Gemeinsam nutzen“. Dort findet ihr drei Optionen: „Nur ich“ beschränkt das GPT auf euer ChatGPT-Konto, „Jeder mit dem Link“ gibt euch die Möglichkeit, euer GPT beispielsweise gezielt mit eurem Team zu teilen. „GPT Store“ macht euer GPT für aller Nutzerinnen und Nutzer im GPT-Store frei zugänglich.
Einsatzmöglichkeiten eigener GPT für soziale Organisationen
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, habt ihr vermutlich selbst einige Ideen, wie eigene GPTs hilfreich und nützlich sein können. Als Inspiration habe ich dennoch einige Einsatzmöglichkeiten und das eine oder andere Beispiel vorbereitet.
Wenn ich konkrete GPTs nenne, sind diese direkt im folgenden Text verlinkt. Ein Klick auf den Link bringt euch in ChatGPT. Wenn ihr dort mit einem Konto – kostenlos oder bezahlt ist egal – angemeldet seid, könnt ihr das jeweilige GPT nutzen.
Über die drei Punkte auf der Karte des GPT könnt ihr es dauerhaft in der linken Seitenleiste andocken, damit ihr es immer griffbereit habt.
Eigene veröffentlichte GPT für soziale Themen
- Hilfs- und Unterstützungsangebot: Veröffentlichte GPTs können als Hilfs- und Unterstützungsangebot für Rat- und Hilfesuchende dienen. Sie können als erste Anlaufstelle für Informationen und Unterstützung fungieren. Soziale Organisationen haben damit einen weiteren Kontaktpunkt und Informationskanal, um Menschen mit fundierten Informationen und Hilfestellung zu erreichen. Spontan fallen mir die GPTs „She Knows Alt Text“ für die Erstellung von Bildbeschreibungstexten für die barrierefreie Nutzung von Bildern und „Optimeil Leichte Sprache Assistent“ für Erstellung von Texten in Leichte Sprache als gute Beispiele ein, die ich selbst regelmäßig nutze.
- Informations- und Wissensanlaufstelle: Veröffentlichte GPTs können als Informations- und Wissensanlaufstelle für Rat- und Hilfesuchende genutzt werden. So könnt ihr die Reichweite eurer Organisation erhöhen und Informationen niedrigschwellig anbieten. Ein eigenes GPT ersetzt natürlich nicht eure Website oder Social-Media-Kanäle, es ergänzt sie.
Eigene GPT als Sicherung und Bereitstellung von Fachwissen
- Fachwissen sichern: Eigene und nur in der Organisation geteilte GPTs können das Fachwissen von Fachteams sichern und anderen Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stellen. So könnt ihr Wissen und Expertise eurer Organisation intern noch besser nutzbar machen. Wenn ihr ein GPT kontinuierlich weiterentwickelt, sorgt ihr außerdem für eine Wissenssicherung.
- Spezialisierte Werkzeuge: GPTs können als spezialisierte Werkzeuge für konkrete Prozesse und Arbeitsschritte dienen. So könnt ihr Prozesse unterstützen, Aufgaben erleichtern und teilautomatisieren und spezialisiertes Wissen in Arbeitsabläufe integrieren.
Risiken und bedenkenswerte Aspekte bei eigenen GPT
Die Chancen und Vorteile eigener GPT sind klar, doch wie bei jeder Technologie und jedem Kanal gibt es auch hier Risiken und Aspekte, die ihr bedenken solltet. So sinnvoll ich eigene GPT auch finde, diese Punkte solltet ihr bei der Nutzung bedenken:
- Abhängigkeit und Datenschutz: Alles Wissen und alle Daten, die ihr in euer eigenes GPT einbringt, wird von ChatGPT verarbeitet und dort gespeichert. So praktisch GPT auch sind: Ihr solltet sensibles Wissen und Organisationserfahrung nicht primär in externen Systemen abspeichern. Es ist aus meiner Sicht daher essenziell, dass ihr alle Informationen auch bei euch selbst abspeichert und klare Regeln aufstellt, was aus Datenschutzsicht in das GPT darf und was nicht.
- Gewöhnung an KI: Wenn sich Rat- und Hilfesuchende an KI als Ratgeber gewöhnen, könnte das die Bedeutung menschlicher und fachlicher Beratung reduzieren. Diese Entwicklung ist natürlich größer als nur die Nutzung eigener GPT. Doch wenn ihr einige hilfreiche GPTs im Namen eurer Organisation veröffentlicht und sich Menschen daran gewöhnt, könntet ihr eher mit KI-Beratung als mit menschlichen Beraterinnen und Beratern assoziiert werden. Daher solltet ihr sehr bewusst entscheiden, für welche Themen ihr eigene GPTs einsetzt und wie ihr diese Informationen auch außerhalb von ChatGPT anbietet.
- Hinweis auf Grenzen und Haftungsausschluss: Da euer GPT trotz aller Vorbereitung und Pflege halluzinieren – also falsche Aussagen generieren – kann, solltet ihr in eurer Beschreibung klar auf die Grenzen des GPT hinweisen. Auch der Hinweis darauf, dass ihr keine Haftung für Fehler übernehmt und es sich, je nach Thema, nicht um Rechtsberatung handelt, ist hier gut platziert.
Ausblick auf generative KI in der Nutzung sozialer Organisationen
In meinen Vorträgen, Workshops und Trainings betone ich immer:
Generative KI ist ein Werkzeug, keine Naturgewalt.
Sie kann uns helfen, unsere Arbeit besser zu machen und – im Fall von eigenen GPT – mehr Menschen mit fundierten Informationen zu erreichen. Doch es ist entscheidend, dass wir sie
- immer fachlich reflektiert,
- bewusst und gezielt und
- nicht als Ersatz für Menschen einsetzen.
Generative KI und eigene GPT bieten uns klare Chancen. Doch wir entscheiden, in welchen Bereichen wir sie einsetzen und welche Aufgaben und Themen wir Menschen vorbehalten.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon eigene GPT erstellt und veröffentlicht? Wenn ja, postet sie gerne in die Kommentare.
Bei Fragen meldet euch gerne. Viel Spaß beim Ausprobieren.
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