Künstliche Intelligenz in der Beratung: Fachbuchempfehlung und Rezension

Der Alt-Text für das Bild könnte wie folgt lauten: "Ein Buch mit dem Titel 'Künstliche Intelligenz in der Beratung' von Emily M. Engelhardt und Stefan Kühne liegt auf einem Holzboden. Das Cover zeigt eine Silhouette einer Person, die mit digitalen Daten und Code überlagert ist. Neben dem Buch befindet sich ein blaues Symbol mit einem Daumen nach oben und drei kleinen Sternen, die aus dem Symbol herausragen."

„Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise, die Sie von den Grundzügen der KI bis hin zu ihrer Anwendung in der modernen Beratungspraxis führen wird.“

Dieses Versprechen geben Emily Engelhardt und Stefan Kühne zu Beginn ihres Buches.

Können sie die dadurch geweckten Erwartungen erfüllen? Meine Spoiler-Antwort: Weitgehend ja – das Buch hat meine klare Leseempfehlung. Doch ganz reibungslos verläuft die KI-Reise im Buch dennoch nicht.

Transparenzhinweis: Ich kenne Emily Engelhardt und Stefan Kühne fachlich schon länger und hatte mit beiden immer wieder mal online Kontakt und fachliche Diskussionen. Auf Initiative von Emily habe ich vom Verlag auch ein Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen. Mein eigenes, selbst bezahltes Exemplar hatte ich jedoch schon bei der ersten Ankündigung vorbestellt, die Rezension hätte ich auf jeden Fall geschrieben. Es gibt also keine Vorgaben und keine Einflussnahme, dennoch ist mir diese Transparenz wichtig. Bonus für euch: Ihr könnt das Rezensionsexemplar am Ende des Beitrags gewinnen. 😉

Künstliche Intelligenz von den Anfängen bis ins Heute

Den ersten Teil des Versprechens lösen die Autor:innen aus meiner Sicht völlig ein. Sowohl der kurze Überblick über die Entwicklungs- und Entstehungsgeschichte von Künstlicher Intelligenz als auch die Erklärung zur Funktionsweise sind wirklich gut geschrieben.

Statt technischem Fachjargon gibt es praxisorientierte und gut verständliche Erläuterungen, die für Fachkräfte der Sozialen Arbeit im Beratungsbereich anschlussfähig und praxisorientiert geschrieben sind.

Bei Kapitel vier „Kompassrichtung – Künstliche Intelligenz und Ethik“ begegnen den Lesenden jedoch einige Turbulenzen auf der bisher ruhigen Reise.

Die Hinweise und Erklärungen zum Ressourcenverbrauch, den sozialen Auswirkungen und generell den ethischen Aspekten sind zweifelsfrei sinnvoll. Und der Hinweis auf die Stellungnahmen des Deutschen Ethik Rates gibt eine erste Orientierung zur individuellen Vertiefung des Themas.

Dennoch hätte ich mir hier mehr eigene Meinung und eine klarere Position der Autor:innen gewünscht.

Die zum Abschluss des Kapitels gestellten Reflexionsfragen – ein wiederkehrendes und sinnvolles Element im Buch – sind zwar hilfreich, dieses Thema hätte für mich allerdings mehr Raum einnehmen dürfen.

Künstliche Intelligenz in der Praxis der Beratung

Der Alt-Text für das Bild könnte wie folgt lauten:

"Eine Person hält ein aufgeschlagenes Buch mit dem Titel 'Künstliche Intelligenz und Ethik' in den Händen. Die Seiten des Buches sind sichtbar und zeigen Text sowie hervorgehobene Abschnitte in hellblauer Farbe. Die linke Seite enthält eine Liste mit Punkten zum Thema Vertraulichkeit und Datenschutz im Zusammenhang mit KI, während die rechte Seite Fragen zur Verantwortung und Kompetenz in der Beratung durch KI behandelt. Das Buch liegt auf einem Holztisch."
Jepp, ich habe mit dem Buch gearbeitet. Es lohnt sich.

Der zweite, dritte und vierte Teil des Buches fokussieren sich vollständig auf die Praxis der Sozialen Arbeit, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

In Teil zwei beginnen die Lesenden den Reiseabschnitt der konkreten Beratungsarbeit. Hier werden Einsatzmöglichkeiten generativer KI in Beratung, Therapie, Subversion und Ausbildung dargestellt.

Die beiden Autor:innen schöpfen hier auch aus ihrem Erfahrungsschatz und bieten den Lesenden Ausflüge an die Orte ihrer eigenen, KI-unterstützten Beratungsarbeit an.

Hier fließt, wie im gesamten Buch, immer wieder Input von KI-Systemen ein. Das lockert auf und kann faszinieren, ich hätte mir persönlich jedoch mehr Raum für die menschlichen Erfahrungen gewünscht.

Lobenswert und wichtig ist die regelmäßige Betonung der Verantwortung der Fachkräfte und die Bedeutung fachlicher Reflexion und ethischer Abwägung vor oder bei dem KI-Einsatz.

Diese Hinweise werden im dritten Teil, in dem KI als „Weggefährte im systematischen Beratungsprozess“ beschrieben wird, noch wichtiger.

Die genannten Anwendungsmöglichkeiten sind technisch und fachlich faszinierend. An einigen Stellen klingt für mich rein subjektiv jedoch etwas zu viel Begeisterung für die Möglichkeiten von KI-Unterstützung in der systematischen Beratung durch.

Eines meiner beiden Lieblingskapitel ist Nummer 18, überschrieben mit „Vom Dialog zum Trialog“, in dem die möglichen Auswirkungen von KI-Einsatz auf den Beratungsprozess wunderbar herausgearbeitet werden.

Der vierte Teil des Buches befasst sich mit der KI-Unterstützung im Bereich der Online-Beratung. Wie bei den Themen Ausbildung und Supervision ist auch hier die Praxiserfahrung der beiden Autor:innen deutlich spürbar.

Das macht die vermittelten Ansätze, Fragen und Reflexionsimpulse praxistauglich und hilfreich – vor allem für Fachkräfte, die sich gerade am Anfang ihrer KI-Reise befinden.

Künstliche Intelligenz und der Blick nach vorne: Wo geht die Reise hin?

Im fünften und letzten Teil des Buches werfen die Autor:innen einen Blick nach vorne und beschreiben unter anderem an Hand einer kurzen Geschichte, wie KI-unterstützte Beratung im Jahr 2030 aussehen könnte.

Dieser Abschnitt ist für mich gleichzeitig der beste und problematischste Teil des Buches.

Der beste, weil das beschriebene Szenario sehr praxisnah und realistisch gestaltet ist, genau so eintreten könnte.

Der problematischste, weil zwar Reflexionsfragen gestellt und kritische Aspekte im Anschluss an das Beispiel angesprochen werden, eine klare Haltung oder Meinung der Autor:innen für mich jedoch nicht wirklich erkennbar wird.

Mir ist bewusst, dass das in Fachbüchern nicht unbedingt üblich ist. Vermutlich ist die offene Gestaltung daher eine fachlich dem Format und der Art des Buches geschuldete Entscheidung.

Dennoch wäre eine ausführlichere und detaillierte Beschäftigung mit der KI-enthusiastischen und der KI-kritischen Einschätzung des Beispiels sinnvoll und wichtig gewesen.

Denn an keiner anderen Stelle im Buch wird die mögliche Wirkung generativer KI auf die Beratung so greifbar wie in dem wirklich gut geschriebenen Beispiel.

Die nachfolgenden Kapitel fassen wichtige Fragen und Aspekte für Ratsuchende, Beratende und Forschende zusammen und runden das Thema Künstliche Intelligenz in der Beratung gut ab.

Eine Reise in Künstliche Intelligenz, die alle Fachkräfte in der Beratung unternehmen sollten

Trotz der für mich kritischen Punkte und der für mich etwas zu KI-enthusiastischen Grundhaltung ist das Buch „Künstliche Intelligenz in der Beratung“ meine klare Leseempfehlung. Es sollte in jeder Fachbibliothek, jedem Studiengang der Sozialen Arbeit und jeder größeren Einrichtung im Beratungsbereich vorhanden sein.

Diese Empfehlung ist, trotz des sich schnell entwickelnden Themas, mittel- und langfristig angelegt. Denn auch wenn der eine oder andere im Buch genannte technische Aspekt schnell veraltet sein dürfte, gibt es drei Gründe, das Buch auch lange nach seiner Veröffentlichung zu lesen:

  1. Die beschriebenen Prinzipien und die Erklärung zur Funktionsweise von generativer Künstlicher Intelligenz sind zeitlos und dauerhaft hilfreich.
  2. Die im Buch verarbeitete Praxiserfahrung der beiden Autor:innen macht das Potenzial generativer KI für die Beratung und systematische Arbeit deutlich. Unabhängig von der konkreten Technik.
  3. Die beiden Autor:innen stellen auf ki-systemisch.net begleitende Updates und Hinweise zu neuen Entwicklungen bereit. Wer das Buch also später liest, kann sich hier über technische Neuerungen informieren und das Buch für die Beschäftigung mit den wichtigen Prinzipien nutzen.

Die Autor:innen ziehen im Buch ein Fazit, das ich unterschreibe:

Denn was wir hier bieten, ist mehr als eine Momentaufnahme: Es ist eine Landkarte, die Berater:innen dabei helfen soll, sich in einem Terrain zurechtzufinden, das sich ständig wandelt. Wir hoffen, dass diese Landkarte nützlich ist, Orientierung bietet und vielleicht sogar zu Reflexion einlädt.“

Dieses Ziel haben die Autor:innen definitiv erreicht.

Einen abschließenden Hinweis erlaube ich mir noch: Auch wenn es verlockend sein mag, zu bestimmten Kapiteln zu springen und nur ausgewählte Abschnitte zu lesen, empfehle ich vollständige Lektüre.

Die Autor:innen haben das Buch sinnvoll und didaktisch gut aufgebaut. Ein Überspringen von Kapiteln ist daher zwar möglich, beim ersten Lesen jedoch nicht sinnvoll.

Gewinne ein Exemplar von „Künstliche Intelligenz in der Beratung“

Wie im Transparenzhinweis zu Beginn geschrieben, hatte ich das Buch direkt nach der Ankündigung vorbestellt. Das vom Verlag übersandte Rezensionsexemplar, herzlichen Dank dafür an Vandenhoeck-Rupprecht, ist daher übrig und nicht benutzt. Also verlose ich es!

Wenn die Rezension Lust aufs Lesen gemacht hat, könnt ihr euer Glück versuchen. Der Ablauf ist denkbar einfach:

  1. Ihr kommentiert diese Artikel hier im Blog und beschreibt, wie und warum ihr dieses Buch konkret braucht und nutzen werdet.
  2. Diesen Kommentar schreibt ihr bitte bis zum 31.07.2025. Mini-Hinweis: Kommentare mit Eigenwerbung veröffentliche ich nicht, sie nehmen daher auch nicht an der Verlosung teil.
  3. Am 01.08.2025 lose ich via Zufallsgenerator aus allen Kommentaren, die die oben genannten Kriterien erfüllen, aus, wer das Buch erhält. Ich melde mich dann per E-Mail, wird beim Hinterlassen eines Kommentars abgefragt, bei der oder den Gewinner:innen.

Nein, ihr müsst meinen Newsletter nicht abonnieren – könnt ihr natürlich 😉 – und ich will auch sonst keine Daten von euch. Ein inhaltlich relevanter Kommentar reicht völlig. Ich freue mich darauf.

Lesetipps für euch


Kommentare

2 Antworten zu „Künstliche Intelligenz in der Beratung: Fachbuchempfehlung und Rezension“

  1. Florian A.

    Moin Christian! Vorweg: Super Rezension, die Lust auf‘s lesen macht.

    Ich würde das Buch nutzen um meine Kenntnisse in diesem Gebiet endlich mal zu aktualisieren, da dieses Thema bisher eher eine untergeordnete Rolle in meinem beruflichen Alltag gespielt hat. Daneben besteht das Interesse zu schauen, welche Aspekte ich bzw. wir zum Beispiel im Rahmen unseres AbW (Ambulant begleitetes Wohnen) implementieren können.

  2. Sylvia Engels

    Vielen Dank für diese Rezension, die Neugierde weckt ohne zu spoilern. 😉
    Sehr gern möchte ich an der Verlosung teilnehmen. Ich arbeite zwar am Institut für E-Beratung und habe auch schon zu KI gearbeitet, aber da ich in den letzten zwei Jahren, in denen in dem Gebiet so viel passiert ist, mehrfach in Elternzeit war, würde ich mich freuen, ein „neues Standardwerk“ dazu zu haben. Da ich ganz woanders wohne, habe ich auch leider keinen oder nur schwerlich Zugriff auf unsere Bibliothek vom Institut – bei Bedarf leihen ist daher immer sehr umständlich. Es kündigen sich auch schon die nächsten Aufgaben mit KI-Bezug an – rund um den Einsatz von KI in der Weiterbildung zu Onlineberatung. Das Timing wäre also prima. 🙂
    Ich kenne und schätze beide Autor*innen sehr, daher würde ich mich sehr freuen, das Buch zu bekommen.

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