Kein Brett vorm Kopf, kein Blatt vorm Mund: Unsere Meinung zu Workation

Workation, hmm ...

Die Digitalisierung macht es möglich: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Mit einem stabilen Netz und einem Laptop kann heutzutage jede*r von überall auf der Welt arbeiten – da muss es nicht das verstaubte Büro sein. Was wir von diesem Trend halten und ob es sich, unserer Meinung nach, lohnt vom Arbeiten am Strand zu träumen, erfährst Du im Kommentar.

Herzlich willkommen zu „Kein Brett vorm Kopf, kein Klatt vorm Mund: die Kommentar- und Meinungsreihe von Kira und Alex“ im sozial-pr-Blog.  

Wir wollen hier gerne ein neues Format ausprobieren und interessante Themen und Artikel aus dem Netz oder Dinge, die uns einfach umtreiben, mit Euch teilen.  

Damit Ihr wisst, worauf Ihr Euch hier einlasst, hier ein paar grundsätzliche Infos: 

  1. Das ist ein reines Meinungsformat, d. h.: Der Titel ist Programm, wir nehmen hier kein Blatt vor den Mund und sagen unsere persönliche und manchmal vielleicht ungeschönte Meinung. Dabei wollen wir konstruktiv und professionell bleiben, das ist unser oberstes Ziel. 
  2. Wir wollen hier weder provozieren noch propagieren. Wenn Euch unsere Meinung mal nicht gefällt, ist das schade, aber völlig in Ordnung, denn wir haben nicht den Anspruch jemandem nach dem Mund zu reden. Unterschiedlicher Auffassung zu sein, ist einer der wichtigsten Faktoren, die uns zu Individuen machen. Wenn Ihr also mal nicht so sehr mit unserem Kommentar mitgehen könnt, nehmt es als Ausdruck unserer Einzigartigkeit und versucht das nächste Mal wieder unvoreingenommen reinzulesen. Das würde uns freuen.  
  3. Wenn Ihr Lust habt mit uns auf eine konstruktive und professionelle Weise über ein Thema zu diskutieren, freuen wir uns darüber. Kontaktiert uns in den Kommentaren oder über die sozialen Medien von sozial-pr.  

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, unser neues Format wird einen festen Platz in Eurer Leseliste einnehmen.  

Und um diesen Blogartikel soll es heute gehen: 1 Woche Workation – und was bisherige Experimente uns brachten – t3n Artikel 

Workation – ein Kommentar von Kira: 

Mann am Tisch mit Laptop in einem grünen Garten hinter einem Haus

Bei meinen täglichen Runden auf Twitter ist mir dieser Artikel durch meine Timeline gespült worden. Das klang doch direkt sehr interessant. Ließ mich danach aber ehrlicherweise etwas schockiert zurück. 

Nicht primär wegen des Artikels, sondern der Idee hinter „workation“. Die Idee dahinter lässt bei mir viele Alarmglocken schrillen. Worum geht es bei workation? Dass man Arbeit (work) und Urlaub (vacation) miteinander verbindet. Arbeiten, während man Urlaub macht.  

Ehrlicherweise lockt mich das nicht. Wenn ich Urlaub mache, mache ich Urlaub. Wenn ich arbeite, dann arbeite ich. Aber ich weiß, dass ich es machen könnte. Mein Chef legt höchsten Wert auf Work-Life-Balance und ich muss mir keine Sorgen machen, dass er das ausnutzt, damit ich freiwillig viel arbeite und das auch noch mit einem Lächeln.  

Und hier sehe ich die Gefahr, sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Mitarbeiter aus. In meinem Artikel zu Work-Life-Balance habe ich festgehalten, dass Work-Life-Balance nur funktioniert, wenn beide Seiten auch genau das wollen. 

Wenn mein/e Chef*in eher der Typ ist, der/die erwartet, dass ich Seele und Kind für die Arbeit verkaufe und ich selbst der Typ bin, der auch noch Seele und Kind verkauft, dann sehe ich bei workation schwarz. 

Und das kommt leider nicht so selten vor, wie ich mir das wünschen würde. Aber der Reihe nach.  

Stört Workation die Work-Life-Balance?

Die Mitarbeiterseite. Viele Mitarbeitende wünschen sich zwar eine Work-Life-Balance, haben aber Probleme diese auch umzusetzen. Da wird hier um 19 Uhr noch das Handy angenommen, da schickt man auch mal um 21 Uhr noch die Papiere los und um 23 Uhr abends arbeitet es sich doch eigentlich eh am besten, oder? Nein, genauso ist es eben nicht. 

Solche Menschen workation sich dann auch in den Burnout und am Ende weiß keiner, wieso bei so einer tollen Arbeitsvoraussetzung die Psyche zusammengebrochen ist. 

Die Chefseite. Hand aufs Herz, 90% der/die Chefs sind nicht wie mein Chef. Die sehen in workation dann auch eher Profit. Ich lasse meine Mitarbeitende in Spaniens grünen Wiesen arbeiten, der/die hat mir dann natürlich auch Leistung zu erbringen und bitte auch mehr als der Mitarbeitenden, der/die eben nicht in Spanien ist.  

Wir leben in einer Gesellschaft, wo ich sehr viel Missbrauchspotential bei workation sehe. Wir sind noch längst nicht so weit, workation so zu feiern, wie es im Artikel getan wird.  

Ich gebe dem Artikel recht, es kann geil sein – unabhängig davon, ob ich sowas mag oder nicht – aber zu welchem Preis würde das in unserer jetzigen Gesellschaft passieren? 

Eine Gesellschaft, die in vielen Bereichen fordert, dass man bitte mit 40 Fieber zur Arbeit kommt. Eine Gesellschaft, die nicht akzeptieren kann, dass Menschen krank werden. Das Menschen auch mal nicht leistungsfähig sind. 

Leistung geht hier im Moment noch über alles. Ich sehe auch nicht, dass diese Leistungsorientiertheit in den nächsten Jahren besser wird. 

New Work ist in vielen Bereichen auch nur ein Begriff, damit der/die Chef*in behaupten kann, dass er/sie seinen Mitarbeitenden den Weg zum Fitnessstudio erspart. Ist doch direkt im Haus, danach kann er doch noch eine Runde arbeiten. 

Und der Mensch nimmt sowas gerne an, weil er ebenfalls leistungsorientiert ist. Ich bin krank und hab 40 Fieber, egal, meine Arbeit funktioniert ohne mich doch nicht. 

Und genau deswegen kann ich workation absolut nichts abgewinnen und sehe das sehr kritisch. Es wird nur dann funktionieren, wenn der/die Chef*in es nicht als Instrument betrachtet, um seine Mitarbeitende damit näher ans Limit zu bringen. 

Solange der/die Chef*in seine Mitarbeitende ausbeuten möchte, wird er/sie das vor allem mit so etwas wie workation auch tun. Und dann geht dem Sinn von workation einfach alles verloren. 

Workation – ein Kommentar von Alex: 

Frau mit Laptop mit Blick aufs Meer

Ort- und zeitunabhängiges Arbeiten ist nicht jedermanns Sache. Manche brauchen die geregelte Struktur des Büros, die festen Arbeitszeiten, den Kolleg*innen-Austausch in der Kaffee-Küche.  

Doch wenn Du kein Problem mit selbstorganisierter Arbeit hast, ist Workation, also eine Kombination aus Work (Arbeit) und Vacation (Urlaub), eine traumhafte Vorstellung.  

Welche Umgebung würde Dir gut gefallen? Bist Du eher der Strand- oder der Berglandschafts-Typ? Mit Workation wäre beides kein Problem. 

Du packst Dein mobiles Arbeitsgerät und – gute Internetverbindung vorausgesetzt – arbeitest von überall auf der Welt, während die Kolleg*innen im Homeoffice oder im stickigen Büro hocken und von Sonne und einem kühlen Cocktail träumen.  

Da ich persönlich komplett remote arbeite, wäre ein Tapetenwechsel manchmal eine wirklich angenehme Sache. Einfach mal raus aus dem Alltag und weg vom meist trüben Deutschland-Wetter. Je nach Ort, am Pool oder am Kamin die Arbeit erledigen, in der Pause mal nicht die Waschmaschine anmachen, sondern eine Runde schwimmen oder schön eingepackt durch den Schnee spazieren gehen. 

Und am Abend? Kultur, Entspannung oder eine Runde in den angesagten Insel-Club. Eine für mich verlockende Vorstellung. 

Bereits vor zwei Jahren, als ich noch nicht für sozial-pr arbeitete und mitten in einer Online-Weiterbildung steckte, habe ich das Prinzip bereits ausprobieren können.  

Eine Woche Dänemark und trotzdem jeden Tag im Unterricht anwesend sein? Gar kein Problem. Bewaffnet mit einem Laptop habe ich tagsüber fleißig gelernt und abends die frische Luft am Meer genossen – ein wahrer Luxus, wenn man aus dem Pott kommt. 

Und das Beste an alldem: Morgens, kurz vor Kursbeginn, konnte ich mit einer heißen Tasse Tee in der Hand die Hirsche direkt vor unserer Veranda beobachten. Eine Wohltat für die Seele und kein Anblick, den man in einer Großstadt zu sehen bekommen würde. 

Workation kann also definitiv funktionieren. Aber wenn Du jetzt schon anfängst die Koffer zu packen, solltest Du einiges im Vorfeld bedenken, denn wie alles im Leben, hat auch Workation zwei Seiten und einige Haken. 

3 Voraussetzungen, damit Workation zu einem Erlebnis wird

  1. Du solltest der Typ dafür sein: Disziplin und Selbstorganisation müssen Dir nicht schwer fallen. In einem Hotelzimmer auf Gran Canaria zu hocken und zu arbeiten, während andere bereits am Strand ihr Eis genießen, ist nicht leicht. Trotzdem geht die Arbeit in dem Moment vor und die Konzentration darf nicht vom Ausblick auf das Meer und Tagträumen behindert werden. 
  2. Die Rahmenbedingungen inkl. der steuer- und versicherungsrechtlichen Voraussetzungen sollten im Vorfeld klar definiert und geklärt sein. Deutschland ist ein bürokratisches Land, da sollte man gut informiert in den Arbeitsurlaub starten.  
  3. Und wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, fliegst Du ganz sicher nirgendwohin: Zwischen Dir und Deinem Arbeitgeber muss unbedingt ein gutes Vertrauensverhältnis bestehen. Vielleicht kannst auch Du ein Lied davon singen, aber nicht jede*r Chef*in wird es mit einem Lächeln und Kopfnicken aufnehmen, wenn Du von einem Arbeitsurlaub auf Ibiza vorschwärmst. Sogar wenn das Arbeitsverhältnis entspannt ist, wird die Idee vielleicht nicht auf Gegenliebe stoßen, da in Deutschland die Vorstellung von Arbeit immer noch stark an gemeinschaftliche Büroräume, und damit an ein gewisses Maß an Kontrolle, geknüpft ist. Aber mit Vertrauen und den richtigen Argumenten, kann Workation vielleicht auch für Dich eine Option werden. 

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